Kosten beim Münchner S-Bahn-Bau explodieren

München will den ÖPNV ausbauen und eine zweite Stammstrecke für die S-Bahn schaffen. Die verzögert sich immer stärker und wird deutlich teurer. Statt weniger als vier wird sie am Ende deutlich mehr als zehn Milliarden Euro kosten. Die CSU hat schon eine Idee, woher das Geld kommen soll.

Die bayerische Landeshauptstadt München braucht eine zweite Stammstrecke für ihre S-Bahn. Deren Bau ist bereits im Gange, allerdings seither von Verzögerungen und steigenden Kosten geprägt. Nun legte die Deutsche Bahn, die im Auftrag des Freistaats baut, aktuelle Zahlen vor - und die haben es in sich, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" (SZ).

Nach Informationen aus dem bayerischen Landtag wird demnach gegenwärtig mit Kosten in Höhe von 9,4 Milliarden Euro kalkuliert. Das seien zwei Milliarden Euro mehr als noch 2022 veranschlagt. In Konzernunterlagen der Bahn sei bisher von einem unkonkreten Beitrag "im Milliardenbereich" die Rede gewesen. Ursprünglich soll das Projekt mit 3,85 Milliarden Euro beziffert worden sein. Es gab also bereits vor den aktuellen Zahlen, die den Stand von 2024 wiedergeben, eine deutliche Kostensteigerung.

"Das überrascht mich überhaupt nicht", zitiert die "SZ" Markus Büchler, Verkehrspolitiker der Grünen und Mitglied im Landtagsausschuss, der sich speziell mit der genannten Strecke befasst. "Das war vorherzusehen." Er habe sogar mit aktuellen Kosten in Höhe von zehn Milliarden Euro gerechnet.

Um elf Jahre verspäteter Start

Das Ende der Fahnenstange scheint derweil noch nicht erreicht zu sein. Denn hinzugerechnet werden müssen laut Bahn noch Inflationskosten. Ein Sprecher geht von etwa 1,6 Milliarden Euro für die Jahre 2025 bis 2037 bis zur geplanten Inbetriebnahme aus, heißt es in dem Bericht der "SZ". Die Gesamtkosten würden nach Berechnungen des Konzerns demnach die Marke von elf Milliarden Euro überschreiten. Der CSU-Landtagsabgeordnete Jürgen Baumgärtner, der den Ausschuss leitet, rechnet sogar mit Gesamtkosten in Höhe von 14 Milliarden Euro.

"Ich bin neugierig, wer das alles bezahlt", sagt Baumgärtner der "SZ". Geht es nach der CSU, so würde das neue, 500 Milliarden Euro schwere Infrastruktur-Sondervermögen der wohl künftigen schwarz-roten Bundesregierung angezapft werden. Eine Alternative wäre der Klima- und Transformationsfonds (KTF), den Union und SPD auf Drängen der Grünen mit 100 Milliarden Euro füllen werden. Schließlich diene die zweite Stammstrecke dem Klimaschutz, argumentiert die CSU.

Bahnhof Marienhof bereitet Sorgen

Laut Bahn ist die enorme Teuerung des Projekts in erster Linie auf die Inflation und daraus resultierenden Baukostensteigerungen zurückzuführen. Allerdings seien auch die Kosten für das Projektmanagement und die Bauüberwachung gestiegen. Da der geplante Bahnhof Marienhof Unwägbarkeiten bereithält, muss ein Risikopuffer in Höhe von 600 Millionen Euro gewährleistet werden. Dort könnte es zu Problemen mit den Wasserschichten kommen, die am Ende eventuell im großen Stil abgepumpt werden müssen, heißt es in dem Bericht.

Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Das Projekt wird deutlich länger dauern als geplant. Laut "SZ" war der Start der zweiten S-Bahn-Strecke für 2026 angedacht. Nun ist jedoch von einer Inbetriebnahme 2037 die Rede. Bisher seien lediglich 1,4 Milliarden Euro ausgegeben worden, zitiert die "SZ" den zuständigen Abteilungsleiter im Bau- und Verkehrsministerium, Alexander Bonfig. Denn ein großer Teil der Arbeiten habe noch gar nicht begonnen.

Im Juni sollen die Vorbereitungen für den Rohbau der Tunnelröhre vom Marienhof in der Innenstadt zum Ostbahnhof auf der anderen Seite der Isar starten. Ewig viel Zeit ist allerdings nicht mehr, denn in den 2030er und 2040er Jahren ist laut "SZ" die Sanierung der aktuell befahrenen Stammstrecke geplant.