Als Russland das Gas abdreht, wird die Luft für Uniper dünn. Der Konzern ist größter Lieferant von mehr als 1000 Kunden, darunter viele Stadtwerke. Der Bund springt mit Milliarden ein, die der Konzern nun schrittweise zurückzahlt.
Der Energiekonzern Uniper treibt mit Rückzahlungen und Beteiligungsverkäufen in Milliardenhöhe die Voraussetzungen für einen Ausstieg des Staates voran. "Es ist geplant, dass die Mittel im Umfang von 2,6 Milliarden Euro der Bundesrepublik Deutschland im ersten Quartal 2025 zufließen", teilte der Düsseldorfer Versorger bei der Vorlage des Geschäftsberichts 2024 mit. Grundlage für die Zahlung seien die hervorragenden Ergebnisse von Uniper der Vorjahre. Im März würden damit rund 3,1 Milliarden Euro an den Bund gezahlt worden sein.
Der Konzern hatte bereits Ende September eine erste Rückzahlung an den deutschen Staat geleistet. Damals flossen 530 Millionen Euro. Es war Geld, was Uniper im August 2022 im Zuge des Gasstreits mit dem russischen Gaskonzern Gazprom einbehalten hatte, als dieser kein Gas mehr lieferte.
Uniper hatte bereits Mitte des Monats einige Kennziffern für 2024 und eine Prognose für das neue Geschäftsjahr veröffentlicht. Danach soll das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) auf 0,9 Milliarden bis 1,3 Milliarden Euro schrumpfen nach zuletzt gut 2,6 Milliarden Euro. Grund seien unter anderem niedrigere Preise, erklärte Finanzchefin Jutta Dönges. Zudem sei das Jahr 2023 von deutlich höheren Ergebnisbeiträgen aus der günstigeren Ersatzbeschaffung ausgefallener Gaslieferungen geprägt gewesen. Bereits vergangenes Jahr sei absehbar gewesen, dass sich das Ergebnis in den kommenden Geschäftsjahren nicht auf diesem Level wiederholen lasse. "Für dieses Jahr rechnen wir daher mit einem deutlich niedrigeren Ergebnis."
Uniper-Chef Michael Lewis forderte die neue Bundesregierung auf, rasch für Klarheit beim Bau neuer Kraftwerke zu sorgen. Ansonsten drohe eine Versorgungslücke. "Uniper wird natürlich mit den neu gewählten politischen Verantwortlichen schnell das Gespräch suchen." Uniper sei bereit, Milliardenbeträge zu investieren.
Die abgewählte Bundesregierung hatte kein Kraftwerkssicherheitsgesetz mehr verabschieden können. Erste Ausschreibungen zum Bau neuer Kraftwerke sollte es eigentlich schon im ersten Halbjahr 2025 geben. Eine erste Auktion könnte dann frühestens Anfang 2026 stattfinden. Betriebsvorstand Holger Kreetz sagte, dass Genehmigung und Bau solcher Kraftwerke rund fünf Jahre dauerten. Eine Fertigstellung der ersten Anlagen bis Ende 2030 halte er daher für "sehr ambitioniert".
Deutschlands größter Erdgas-Speicherbetreiber
Der Bund hatte in der Energiekrise 2022 den größten deutschen Gaskonzern verstaatlicht und fast komplett übernommen. Uniper war durch den zunächst teilweisen und schließlich völligen Gaslieferstopp des russischen Gasriesen Gazprom an den Rand einer Pleite geraten. Die Bundesregierung hatte daraufhin ein milliardenschweres Stabilisierungspaket geschnürt, von dem Uniper 13,5 Milliarden Euro in Anspruch genommen hatte. Die EU verlangte als Gegenleistung eine Reihe von Beteiligungsverkäufen. Der letzte Verkauf muss bis spätestens Ende 2026 abgeschlossen sein. Unter anderem muss das Kohlekraftwerk Datteln 4 bis dahin verkauft sein. Ein Großteil der Veräußerungen sei in Umsetzung oder bereits erledigt, betonte Uniper nun.
Bis Ende 2028 muss der Bund seine mehr als 99-prozentige Beteiligung auf 25 Prozent plus 1 Aktie abschmelzen. Dönges wollte sich nicht an Spekulationen beteiligen, ob der Bund bei einem erneuten Börsengang oder Verkauf seinen Einsatz vollständig zurückbekommen werde. Zeitpunkt und Form des Ausstiegs lägen beim Bund, sagte sie.
Uniper zählt zu den größten Energieunternehmen Europas und beschäftigt knapp 7500 Beschäftigte, davon rund 5000 in Deutschland. Das Unternehmen ist Deutschlands größter Gashändler: Beliefert werden rund 1000 Stadtwerke und große Industrieunternehmen. In Deutschland und anderen europäischen Ländern betreibt das Unternehmen außerdem viele Kraftwerke, die Strom aus Gas, Kohle, Wasserkraft, Atomkraft und Öl erzeugen. Uniper ist daneben Deutschlands größter Erdgas-Speicherbetreiber. Privatkunden beliefert Uniper außer bei Fernwärme nicht.