Adidas pirscht sich an Platzhirsch Nike ran

Der Sportartikelhersteller Adidas will dem zuletzt kriselnden Marktführer Nike weitere Anteile abnehmen. Das ambitionierte Ziel lautet. Überall Nummer eins außer in den USA. Der Weg dahin ist weit. Doch der Dax-Konzern will im laufenden Jahr deutlich zulegen - und das ohne Olympia und ohne Frußball-WM.

Adidas will Weltmarktführer Nike in diesem Jahr Marktanteile abnehmen und den Gewinn weiter ausbauen. "Wir haben die Ambition, in allen Märkten - mit Ausnahme der USA - die Nummer eins zu sein", sagte Vorstandschef Björn Gulden auf der Bilanzpressekonferenz in Herzogenaurach. "Aber bis dahin werde ich wohl in Rente sein." In Europa müsse Adidas die führende Sportmarke sein, "und wir sind auf einem guten Weg dorthin."

Während US-Konkurrent Nike mit schrumpfenden Umsätzen kämpft, stellte der fränkische Sportartikelkonzern - bereinigt um die inzwischen verkauften "Yeezy"-Restbestände - Umsatzzuwächse von mindestens zehn Prozent für das laufende Jahr in Aussicht. Das Betriebsergebnis soll sich von zuletzt gut 1,3 Milliarden auf 1,7 Milliarden bis 1,8 Milliarden Euro verbessern.

"Das heißt, dass wir weitere Fortschritte auf unserem Weg zu einem gesunden Unternehmen mit einer operativen Marge von zehn Prozent machen werden", sagte Gulden. Das hat sich Adidas für 2026 vorgenommen - dazu müsste das Ergebnis aber auf gut 2,5 Milliarden Euro steigen. Die Prognose für das laufende Jahr sei vorsichtig, sagte Finanzchef Harm Ohlmeyer. "Das Auftragsbuch stimmt uns positiv, das Jahr hat gut begonnen."

Im vergangenen Jahr hatte Adidas den Umsatz dank eines fulminanten Schlussspurts währungsbereinigt um zwölf Prozent auf 23,7 Milliarden Euro gesteigert. "Wir hatten Glück. Dass der wichtigste Konkurrent zu kämpfen hat, hilft uns", sagte Gulden. Das Betriebsergebnis verfünffachte sich, die operative Umsatzrendite schnellte auf 5,6 Prozent. Unter dem Strich stand ein Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft von 824 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte der Dax-Konzern noch 58 Millionen Euro Verlust geschrieben. Die Dividende soll nach zwei mageren auf 2,00 Euro je Aktie fast verdreifacht werden.

Ungeachtet der guten Entwicklung sollen in der Konzernzentrale in Herzogenaurach mit einem Abfindungsprogramm bis zu 500 Arbeitsplätze wegfallen. "Wir müssen Komplexität reduzieren, aber Vereinfachung ist das Schwierigste überhaupt. Wir mussten viele unserer eigenen Regeln brechen", sagte Gulden. Man könne nicht von Herzogenaurach aus bestimmen, was sich in Ländern wie den USA oder China gut verkaufe.

Wegen der gegen China verhängten Zölle der US-Regierung macht sich Gulden wenig Sorgen: "Weniger als fünf Prozent unserer Mengen, die in die USA gehen, kommen aus China", sagte der Adidas-Chef. Zwar ist China mit einem Anteil von 16 Prozent das drittgrößte Herkunftsland für Adidas-Schuhe und Bekleidung nach Vietnam und Indonesien, doch der Löwenanteil davon bleibt im Land. Notfalls könne Adidas auch Teile der Produktion verlagern.