Sie reduzieren den Appetit und verlangsamen die Verdauung. Mit Abnehmspritzen nehmen Anwender und Anwenderinnen ab. Doch der Wirkstoff lässt Menschen vermehrt auch zu anderen Lebensmitteln greifen. Der Effekt könnte Einfluss auf Lebensmittelhersteller haben.
Abnehmspritzen wirken - und liegen im Trend. In den USA starten Schätzungen zufolge jede Woche Zehntausende eine Behandlung damit. Mitarbeitende des US-Ministeriums für Agrarökonomie und Agrarindustrie wollten deshalb wissen, ob und wie sich das Essverhalten unter der Behandlung mit Mitteln wie Mounjaro, Wegovy oder Ozempic verändert. Dabei handelt es sich um sogenannte GLP-1-Agonisten: Substanzen, die die Wirkung eines körpereigenen Hormons (GLP-1) aus dem Dickdarm nachahmen, das den Stoffwechsel und das Sättigungsgefühl beeinflusst.
Ein Forschungsteam der Arkansas Agricultural Experiment Stations untersuchte bei der Studie insgesamt 1955 Personen. Diese wurden in vier nahezu gleich große Gruppen eingeteilt. Die erste bestand aus denjenigen, die während der Untersuchung die Abnehmmittel einnahmen, die zweite aus denen, die sie in der Vergangenheit eingenommen hatten.
In der dritten Gruppe waren Menschen, die die Einnahme planten und in der vierten solche, die diese Mittel nie eingenommen hatten und es auch nicht vorhatten. Alle Studienteilnehmenden wurden online hauptsächlich zu ihrem Essverhalten und ihren Vorlieben befragt.
Weniger Kalorien, mehr Grünzeug
Bei der Auswertung der Daten zeigte sich, dass die Nutzer der Abnehmmittel insgesamt weniger Kalorien zu sich nahmen als jene, die das nicht vorhatten. Das ist nicht verwunderlich, da der Wirkstoff unter anderem den Appetit hemmt. Neben den Kalorien reduzierten die Teilnehmenden am ehesten den Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln, zuckerhaltigen Getränken, raffiniertem Getreide und Rindfleisch in ihrer Ernährung. Auch der Konsum von stärkehaltigem Gemüse, Schweinefleisch, Alkohol, Fruchtsäften und Kuhmilch nahm ab.
Es zeigte sich außerdem, dass diejenigen, die Abnehmspritzen während der Studie bekamen oder diese zuvor bekommen hatten, wesentlich mehr Wasser tranken und öfter zu Blattgemüse und Obst griffen als zuvor. Dabei hatten die Probanden und Probandinnen eigenen Angaben zufolge gar nicht die Absicht, auf kalorienreiche Lebensmittel und zuckerhaltige Getränke während der Einnahme des Mittels zu verzichten. Warum sie es dennoch gemacht haben, obwohl sie weiterhin ein Verlangen danach verspürten, müssen weitere Untersuchungen klären.
"Unsere Studie zeigt, dass die Einführung von GLP-1-Agonisten sowohl die Menge als auch die Art der verzehrten Lebensmittel verändert", wird Jayson Lusk in einer Mitteilung der Universität zitiert. "Diese Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf die Lebensmittelindustrie. Wenn die Einführung von GLP-1-Agonisten weiter zunimmt, werden Lebensmittelunternehmen vor Herausforderungen gestellt, da die Nachfrage nach verarbeiteten Lebensmitteln sinkt. Gleichzeitig ergeben sich Chancen, da die Nachfrage nach Obst und Gemüse steigt."
Die Ergebnisse der Studie, die in der Fachzeitschrift "Food Quality and Preference" veröffentlicht wurden, könnten Lebensmittel- und Getränkeunternehmen dazu bewegen, einige ihrer Produkte und Strategien speziell für Abnehmmittel-Anwender anzupassen, resümiert das Forschungsteam. Eine Folgestudie werde bereits durchgeführt, um die von GLP-1-Patienten berichteten Nebenwirkungen zu untersuchen, wird Brandon McFadden, der die Untersuchung leitete, zitiert.