Ist Katy Perrys Trip wirklich ein Weltraumflug?

Popstar Katy Perry und andere prominente Frauen fliegen mit Blue Origin ins All. Doch die Art des Weltraumflugs unterscheidet sich deutlich von Missionen wie der ersten Deutschen im All, Rabea Rogge. Kann man überhaupt von einem Flug ins All sprechen?

Es ist ein Weltraumflug, der weltweit für Aufsehen sorgt: Popsuperstar Katy Perry und weitere prominente Frauen fliegen ins All. Mit dabei auch Lauren Sánchez, die Partnerin von Amazon-Chef Jeff Bezos, dem das Weltraum-Unternehmen Blue Origin gehört, das den Flug veranstaltet. Doch bei genauem Hinsehen kann man sich fragen: Wie viel Weltraum steckt in dem Flug eigentlich?

Beim Vergleich mit dem Flug der ersten Deutschen ins All, Rabea Rogge, treten die Unterschiede deutlich hervor. Die Robotikforscherin aus Berlin war am 1. April mit der 70 Meter hohen "Falcon 9"-Rakete ins All gestartet. Das Raumschiff "Dragon" der Firma SpaceX wurde dabei auf mehr als 28.000 Kilometer pro Stunde beschleunigt. In einer Höhe von bis zu 450 Kilometern überflog Rogge schließlich die Erde - alle 45 Minuten überquerte sie dabei einen der Pole. Insgesamt waren sie und ihre drei Crew-Mitglieder fast vier Tage im All.

Knapp 100 Kilometer Höhe

Katy Perry und ihre Mitstreiterinnen werden hingegen mit lediglich 4000 km/h auf eine Höhe von "nur" 100 Kilometern geschossen. Dort angekommen, erleben sie ein paar Minuten Schwerelosigkeit, bevor die Kapsel wieder zur Erde herabfällt und mit Fallschirmen sanft landet. Eine Umlaufbahn um die Erde wird nicht erreicht, es handelt sich um einen suborbitalen Flug, der insgesamt nur etwa zehn Minuten dauert. Wenn man Rogges Trip mit einem Langstreckenflug von Frankfurt nach Tokio vergleichen würde, dann wäre der von Perry eher eine Fahrt mit einer Looping-Achterbahn auf einem Volksfest.

Man könnte sogar infrage stellen, ob dieser suborbitale Flug wirklich das All erreicht. Zwar wird eine Höhe von 100 Kilometern oft als Grenze zum All definiert. Diese Definition stammt jedoch von dem ungarisch-amerikanischen Physiker Theodore von Kármán, der berechnete, dass weiter oben die Atmosphäre so dünn ist, dass ein Flugzeug nicht mehr genügend Auftrieb durch Tragflächen erzeugen kann. Es ist also nur noch ein Orbitalflug möglich. Diese Höhe wird demnach auch Kármán-Linie genannt.

Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine klare Grenze zwischen Atmosphäre und All. Zum einen, weil die Kármán-Linie aufgrund der wechselnden Dichte der Atmosphäre laut einer Studie zwischen 84 Kilometern und 100 Kilometern schwankt. Zum anderen gibt es noch weitere mögliche Definitionen: Die Nasa bezeichnet etwa Menschen, welche eine Höhe von 80 Kilometern überschreiten, als Astronauten. Die äußersten, extrem dünnen Schichten der Erdatmosphäre enden in 800 Kilometern (Thermosphäre) oder erst in 10.000 Kilometern (Exosphäre) Höhe.

Schwerelosigkeit kein Beweis für Allflug

Aber ist Schwerelosigkeit nicht schon ein Zeichen dafür, dass man sich im Weltraum aufhält? Dieser werden die sechs Frauen für ein paar Minuten ausgesetzt sein, wenn sie den höchsten Punkt ihrer Flugbahn erreichen, das sogenannte Apogäum. Allerdings definiert Schwerelosigkeit an sich noch nicht die Ankunft im Weltraum, denn auch mit Parabelflügen von Flugzeugen ist das erreichbar. Die deutsche Astronautin Rogge war bei ihrem Flug mehrere Tage schwerelos, nicht nur ein paar Minuten.

Und es gibt noch einen weiteren Unterschied: Auf dem Flug von Rabea Rogge wurden 22 wissenschaftliche Versuche durchgeführt - etwa eines zum Wachstum von Speisepilzen in der Schwerelosigkeit. Der Flug von Blue Origin mit Perry an Bord ist primär Vergnügen. So möchte Perry während des Kurztrips ins Weltall das tun, womit sie berühmt geworden ist: "Ich glaube, ich werde singen, ich werde ein bisschen singen, ich muss im Weltraum singen."