Asiatische Hornisse breitet sich rasant in Europa aus

Die Invasion der Asiatischen Hornisse in Deutschland und Europa macht heimischen Insekten schwer zu schaffen. Ihr Speiseplan könnte ein Grund für die rasante Ausbreitung sein, wie Forscher nun berichten. Demnach jagt die Asiatische Hornisse eine erstaunlich große Vielfalt an Arten.

Nicht nur in Deutschland breitet sich die Asiatische Hornisse immer weiter aus. Das könnte auch daran liegen, dass die Insekten äußerst flexible Räuber sind, wie eine Studie einer britischen Forschungsgruppe nahelegt, die im Fachblatt "Science of The Total Environment" erschienen ist. Für diese hat das Team die Eingeweide von Larven der invasiven Art untersucht - und Spuren von etwa 1400 verschiedenen Beutetieren gefunden.

Sie sind etwas kleiner als ihre heimischen Verwandten, machen gezielt Jagd auf Bienenstöcke und leben in Völkern, die Tausende Tiere umfassen können: In Europa breitet sich die aus Südostasien stammende Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) rasant aus. Was die Invasion der Asiatischen Hornisse vor allem für die jeweiligen heimischen Insekten bedeutet, ist allerdings bislang nicht endgültig absehbar. Umso wichtiger sei es, so die Autorinnen und Autoren der aktuellen Studie, den Speiseplan der Eindringlinge besser zu verstehen.

Zu diesem Zweck untersuchte die Forschungsgruppe Proben Asiatischer Hornissen aus Frankreich, Spanien, Großbritannien und von der Kanalinsel Jersey. "Es ist bekannt, dass Asiatische Hornissen Honigbienen fressen, aber bis jetzt wurde noch nicht die ganze Bandbreite ihrer Nahrung untersucht", wird Erstautorin Siffreya Pedersen von der britischen University of Exeter in einer Mitteilung zitiert.

Elf Kilogramm Insekten pro Jahr und Nest

In ihrer Studie konzentrierte sich die Gruppe auf Hornissenlarven. Diese werden von den Erwachsenen proteinreich - also in Form anderer Tiere - gefüttert. Alle Bewohner zusammengenommen kann ein einzelnes großes Nest Asiatischer Hornissen pro Jahr rund elf Kilogramm Insekten-Biomasse verbrauchen, so das LAVES Institut für Bienenkunde Celle.

Das Team um Pedersen analysierte nun den Verdauungstrakt von insgesamt 1500 Hornissenlarven. Es stieß dabei auf eine breite Palette an Beutetieren, darunter waren Bienen, Wespen, Fliegen, Käfer, Schmetterlinge, Motten und Spinnen.

Von den 50 wichtigsten wirbellosen Beutetierarten, die identifiziert wurden, sind laut Studie 43 dafür bekannt, dass sie Blüten besuchen - darunter auch drei Hauptbestäuber von Kulturpflanzen in Europa: die Europäische Honigbiene, die Erdhummel und die Gartenhummel. Die Europäische Honigbiene war dabei die am häufigsten in den Hornissen gefundene Bienenart.

Gekommen, um zu bleiben

Insgesamt identifizierten die Forschenden 1449 sogenannte "operative taxonomische Einheiten" in den Eingeweiden der Larven. Mehr als die Hälfte konnte einer bestimmten Art zugeordnet werden, der Rest jedoch nicht, sodass die genaue Anzahl der in den Proben gefundenen Arten nicht sicher ist.

"Die Nahrung variiert stark über die Jahreszeiten und zwischen den Regionen, was zeigt, dass sie sehr flexible Räuber sind", fasst Pedersen zusammen. Die meisten Insektenpopulationen seien aufgrund von Faktoren wie der Zerstörung von Lebensräumen und chemischer Verschmutzung rückläufig. "Die Ausdehnung des von Asiatischen Hornissen bewohnten Gebiets stellt eine zusätzliche Bedrohung dar", so Pedersen. Mitautor Peter Kennedy vom Exeter Environment and Sustainability Institute ergänzt: "Unsere Studie liefert wichtige zusätzliche Belege für die Bedrohung durch Asiatische Hornissen, die sich in Europa ausbreiten."

In Deutschland wurde die Hornisse erstmals 2014 in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nachgewiesen und breitet sich seither mit hoher Geschwindigkeit aus. Mehrere Bundesländer haben Portale zum Melden von Einzeltieren und Nestern eingerichtet, sodass die Nester dann vernichtet werden können - auch in Großbritannien wird diese Strategie der Studie zufolge angewendet. Experten gehen allerdings nicht davon aus, dass sich ihre Ausbreitung noch stoppen lässt.