Kinder krempeln das Leben von Eltern komplett um. Doch sie können viel mehr sein als Stress und Belastung, vor allem im Hinblick auf die Gehirngesundheit im Alter. Der protektive Effekt aufs Gehirn könnte mit jedem weiteren Kind noch verstärkt werden, wie eine aktuelle Studie zeigt.
Elternschaft kann das Gehirn von Müttern und Vätern vor einigen spezifischen Alterserscheinungen schützen. Das hat ein Forschungsteam um Avram J. Holmes von der Robert Wood Johnson Medical School herausgefunden. Der protektive Effekt werde mit jedem weiteren Kind verstärkt, schreiben die Forschenden in einer Mitteilung der Bildungseinrichtung. Die Studie wurde zusammen mit Forschenden der Yale University durchgeführt.
Für die Untersuchungen wurden die Daten von knapp 37.000 Erwachsenen analysiert, die aus der UK Biobank stammen, 19.964 davon sind Frauen und 17.607 Männer. Von allen wurden Gehirnscans und Familieninformationen für die Untersuchung herangezogen. Bei der Untersuchung fokussierte sich das Forschungsteam auf die Kommunikation verschiedener Gehirnregionen, insbesondere auf Bereiche, die an Bewegung, Empfindung und sozialer Verbindung beteiligt sind.
Mehrere Effekte erkennbar
Das Ergebnis: "Die Regionen, deren funktionelle Konnektivität mit zunehmendem Alter abnimmt, sind die Regionen, die mit einer erhöhten Konnektivität verbunden sind, wenn die Betroffenen Kinder bekommen haben", wird Holmes in der Mitteilung zitiert. Da dieser Befund sowohl bei Müttern als auch bei Vätern zu sehen war, scheint die Betreuung von Kindern größere Auswirkungen auf das Gehirn zu haben als die Schwangerschaft allein. Zudem zeigten die Mütter und Väter der Untersuchung ein höheres Maß an sozialer Bindung in Form von häufigeren Familienbesuchen und größeren sozialen Netzwerken. Weiterhin zeigte sich: Je mehr Kinder die Eltern hatten, desto ausgeprägter waren die Unterschiede im Gehirn.
Die Ergebnisse der aktuellen Untersuchung, die im Fachjournal "PNAS" veröffentlicht wurden, stimmen mit vorherigen Untersuchungen mit Tieren überein. Sie deuten darauf hin, dass die Veränderungen, die mit einer Elternschaft einhergehen, sich im Laufe des Lebens positiv auf die Gesundheit des Gehirns auswirken können.
Die Forscher und Forscherinnen weisen jedoch darauf hin, dass noch mehr wissenschaftliche Untersuchungen nötig seien, um genau zu verstehen, wie die Erziehung von Kindern diese protektiven Veränderungen im Gehirn hervorruft. Sie schränkten außerdem ein, dass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf alle Kulturen und Familienstrukturen übertragbar seien, da die die Studienteilnehmenden hauptsächlich aus Großbritannien stammen.