Viele können den Sommer kaum erwarten. Doch eine neue US-Studie schmälert die Vorfreude. Sie zeigt, dass hohe Temperaturen nicht nur äußerlich altern lassen, sondern auch das biologische Altern erheblich beschleunigen. Der Klimawandel könnte das Problem dabei weiter verschärfen.
Noch ist Winter - und die Vorfreude auf Sommer, Sonne und Wärme groß. Wenn dann aber die ersten heißen Tage anstehen, merkt man schnell: Hitze zehrt an den Kräften. Außerdem fördert direktes UV-Licht nicht nur das Hautkrebsrisiko, sondern auch Falten. Doch laut einer neuen US-Studie lässt einen die Hitze des Sommers nicht nur äußerlich altern. Hohe Temperaturen können demnach auch das biologische Altern von Menschen erheblich beschleunigen.
Für ihre Studie, die im Fachmagazin "Science Advances" erschienen ist, haben die Forscherinnen Eunyoung Choi und Jennifer Ailshire von der University of Southern California Daten von mehr als 3600 erwachsenen US-Amerikanern untersucht. Zunächst erfassten sie, an wie vielen Tagen der Jahre 2010 bis 2016 es an den Wohnorten dieser Menschen besonders heiß war. Dann untersuchten sie anhand von Blutproben, wie weit die biologische Uhr der Probanden im Vergleich zu ihrem wahren Lebensalter verstellt war.
Das biologische Alter kann anhand von sogenannten epigenetischen Veränderungen im Erbgut bestimmt werden. Dabei handelt es sich um chemische Anhänge an der DNA, die das Ablesen der Gene beeinflussen und auch durch äußere Einflüsse wie Stress, Krankheit, Ernährung oder eben Temperatur veränderbar sind. Weil sich das individuelle Muster dieser Anhänge, die sogenannte Methylierung der DNA, im Laufe des Lebens verändert, kann sie auch das biologische Alter einer Person und ihrer Organe verraten.
Menschen in heißen Gegenden altern schneller
Bei der Auswertung der Studienergebnisse stellte das Forschungsteam Erstaunliches fest: "Unsere Ergebnisse zeigen signifikante Zusammenhänge zwischen mehr Hitzetagen und beschleunigter epigenetischer Alterung, insbesondere für längerfristige Zeiträume", berichten die Forscherinnen. Waren die Testpersonen in den sechs Jahren vor der Blutabnahme vielen Hitzetagen ausgesetzt, wirkte sich das überraschend deutlich auf ihr biologisches Alter aus.
Menschen etwa aus Texas oder Florida, wo die Tageshöchsttemperaturen mehr als die Hälfte des Jahres über 32 Grad Celsius lagen, waren körperlich verglichen mit ihrem tatsächlichen Lebensalter um bis zu 14 Monate stärker gealtert als Probanden aus Gegenden wie Oregon. In diesen kühleren Regionen gab es höchstens zehn solcher heißen Tage pro Jahr. Diese Korrelation blieb auch dann noch bestehen, wenn man andere Faktoren wie Einkommen, Ethnie und Lebensstil berücksichtigte.
Der Zusammenhang zwischen Hitzetagen und beschleunigter Alterung zeigte sich schon nach sieben Tagen beziehungsweise ein bis zwei Monaten, wie Choi und Ailshire feststellten. Allerdings fiel das Ausmaß vorzeitiger Alterung dann deutlich geringer aus als bei längeren Zeiträumen. So erhöhten längere Hitzeperioden das biologische Alter um bis zu zweieinhalb Jahre.
Klimawandel bringt mehr heiße Tage
Laut Studie spielt auch die Luftfeuchtigkeit eine große Rolle. "Es geht um die Kombination von Hitze und Feuchtigkeit, insbesondere bei älteren Erwachsenen, denn ältere Erwachsene schwitzen nicht auf die gleiche Weise. Wir verlieren allmählich die Fähigkeit, den hautkühlenden Effekt zu erzielen, der durch die Verdunstung von Schweiß entsteht", erklärt Studienautorin Ailshire laut Mitteilung. "Wenn man sich an einem Ort mit hoher Luftfeuchtigkeit aufhält, ist dieser Kühleffekt nicht so stark. Man muss sich die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit in seiner Region ansehen, um wirklich zu verstehen, wie hoch das Risiko sein könnte."
Angesichts des voranschreitenden Klimawandels seinen diese Erkenntnisse besonders wichtig, betont Ailshire. Vor allem Städte müssten ihre Bewohner besser vor den Auswirkungen der hohen Temperaturen schützen. Ailshire schweben in diesem Zusammenhang zum Beispiel mehr Grünflächen und schattenspendende Elemente vor. "Wenn es überall wärmer wird und die Bevölkerung altert und diese Menschen anfällig sind, dann müssen wir wirklich sehr viel klüger mit diesen Schutzstrategien umgehen."