Seit Ende November gilt eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon. Nun fliegen wieder Raketen über die Grenze, Israel reagiert mit Luftangriffen. Unter den drei Toten soll ein Hisbollah-Funktionär sein.
Israel hat am Abend nach Raketenbeschuss aus dem Libanon mit weiteren Luftangriffen auf Ziele im Nachbarland reagiert. Dabei wurden in der Küstenstadt Tyros mindestens drei Menschen getötet, wie Libanons staatliche Nachrichtenagentur ANI berichtete. Demnach griff Israel auch andere Gebiete im Süden und Osten des Libanon an. Aus Sicherheitskreisen hieß es, dass bei dem Angriff in Tyrus ein Funktionär der pro-iranischen Hisbollah-Miliz getroffen worden sei.
Israel hatte am Samstagmorgen drei von sechs Raketen abgeschossen, die aus dem Libanon abgefeuert worden waren. Im Norden des Israels wurde Luftalarm ausgelöst. Es war das erste Mal seit Inkrafttreten einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah am 27. November, dass Raketen auf den Norden Israels abgeschossen wurden. Als Reaktion startete Israel Luftangriffe auf Ziele der Hisbollah im Nachbarland. ANI zufolge wurden in der Stadt Tulin mindestens fünf Menschen getötet, unter ihnen ein Kind.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz ordneten im Tagesverlauf eine "zweite Welle von Luftangriffen gegen dutzende Hisbollah-Ziele im Libanon an", wie das Verteidigungsministerium mitteilte. Es handle sich dabei um eine "Fortsetzung der ersten Reihe von Luftangriffen, die am Morgen ausgeführt wurden".
UN-Friedenstruppe warnt vor neuer Eskalation
Die vom Iran unterstützte libanesische Hisbollah-Miliz bestritt jegliche Beteiligung an den Raketenangriffen. Sie warf Israel vielmehr vor, "Vorwände" zu suchen, "um seine Angriffe gegen den Libanon fortzusetzen". Am 27. November war nach monatelangen Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz eine Waffenruhe im Libanon in Kraft getreten. Seitdem war die Lage bis Samstag relativ ruhig - obwohl sich beide Seiten immer wieder vorwarfen, gegen das Abkommen zu verstoßen.
Die Hisbollah-Miliz hatte unmittelbar nach dem Beginn des durch den Hamas-Angriff auf Israel ausgelösten Gazakriegs im Oktober 2023 mit einem verstärkten Raketenbeschuss auf Israel begonnen. In der Folge flohen rund 60.000 Menschen aus dem Norden Israels. Nur ein kleiner Teil von ihnen ist seit dem Inkrafttreten der Waffenruhe zurückgekehrt. Auf der libanesischen Seite wurden rund eine Million Menschen durch die Kämpfe aus dem Süden des Landes vertrieben.
Die UN-Friedenstruppe im Libanon warnte, jede weitere Eskalation der instabilen Situation könne "schwerwiegende Folgen für die Region" haben. Die Konfliktparteien dürften die "erzielten Fortschritte" nicht gefährden. Die Hisbollah war in den vergangenen zwei Jahren für einen Großteil der auf Israel abgefeuerten Raketen verantwortlich, allerdings hatte auch immer wieder der libanesische Zweig der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas Angriffe für sich reklamiert.
Hamas-Funktionär im Gazastreifen getötet
Diese gab derweil bekannt, dass einer ihrer ranghohen Funktionäre bei Luftangriffen im Gazastreifen ums Leben gekommen ist. Das Politbüro-Mitglied Salah al-Bardawi sowie seine Ehefrau seien im südlichen Gazastreifen getötet worden. Israel hatte am Dienstag seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen, wo seit Januar eine zwischen beiden Seiten vereinbarte Waffenruhe galt. Einen Tag später gab die israelische Armee den Beginn eines neuen Bodeneinsatzes in dem Palästinensergebiet bekannt. Israel will damit nach eigenen Angaben den Druck auf die Hamas erhöhen, um die Freilassung der verbliebenen Geiseln zu erreichen.