Generalinspekteur: Bundeswehr fehlen 100.000 Soldaten

Die Wehrpflicht könnte auch ein Thema zwischen den schwarz-roten Sondierern sein. Breuer, der Generalinspekteur der Bundeswehr, sagt: Es braucht eine Form des Militärdiensts. Langfristig gebe es einen Mangel an Soldaten.

Der Bundeswehr fehlen nach Angaben von Generalinspekteur Carsten Breuer etwa 100.000 Soldaten. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte er auf die Frage, ob eine Wiedereinführung der Wehrpflicht unausweichlich sei: "Wir benötigen ein Aufwuchspotenzial, das uns befähigt, mit mindestens 460.000 Soldatinnen und Soldaten zu kämpfen." Mit den aktuellen Zahlen sei das nicht möglich.

Aktuell habe man 200.000 aktive Soldaten, eine stehende Reserve von 60.000 Menschen und eine allgemeine Reserve von 100.000 Personen, erklärte Breuer. Er plädiert deshalb für die Einführung eines Wehrdienstmodells. Die Bundeswehr sei dafür bereit, sagte der Generalinspekteur. "Wir müssen unsere Kapazitäten weiter aufbauen, um sie spätestens bis zum Wechsel des Jahrzehnts auszubilden."

Eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht könnte auch Thema bei den derzeit laufenden schwarz-roten Sondierungen sein. Aus der Union kamen Forderungen dazu. Die Wehrpflicht war 2011 unter Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg von der CSU nach 55 Jahren ausgesetzt worden. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und die damit von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene Zeitenwende mehren sich die Debatten über eine mögliche Wiedereinführung.

Zuletzt warnte der amtierende Verteidigungsminister Boris Pistorius vor einem Schnellschuss bei der Wehrpflicht. Die Bundeswehr habe gar keine Kasernen, um alle Wehrpflichtigen eines Jahrgangs tatsächlich einziehen zu können, sagte der SPD-Politiker in der ARD. Von einem übereilten Beschluss riet er ab. Der Minister hatte im vergangenen Jahr einen Gesetzesentwurf für ein Wehrdienstmodell vorgelegt. Junge Männer müssten dabei Auskunft über ihre Bereitschaft und Fähigkeit zum Militärdienst geben.

Breuer sagte in der FAZ weiter, dass das 100 Milliarden Euro schwere Sondervermögen dabei geholfen habe, "das Schlagloch, das die Unterfinanzierung über Jahre in den Streitkräften und damit in unserer Verteidigungsfähigkeit hat entstehen lassen, ein wenig aufzufüllen". Die von den Sondierern geplante Grundgesetzänderung, um Verteidigungsausgaben über ein Prozent des BIP von der Schuldenbremse auszunehmen, begrüßte der Generalinspekteur. Sie schaffe "die finanziellen Voraussetzungen für die notwendigen Beschaffungen".