Ende Februar geraten der ukrainische Präsident Selenskyj und sein US-Amtskollege Trump aneinander. Wenig später stoppt Washington kurzzeitig die Wafflieferungen an Kiew. Einem Bericht zufolge führt Trumps Politik dazu, dass mehr ausländische Freiwillige die Ukraine mit der Waffe verteidigen wollen.
Die Zahl der ausländischen Freiwilligen, die sich den ukrainischen Streitkräften anschließen wollen, ist laut einem Medienbericht sprunghaft angestiegen. Wie das Online-Portal Kyiv Independent meldet, hat sich die Zahl der Bewerber nach der Auseinandersetzung zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus Ende Februar signifikant erhöht.
Demnach sagte ein Rekrutierer einer Eliteeinheit des ukrainischen Militärs, welche ausländische Staatsbürger aufnimmt, dass die Zahl der Bewerbungen nach dem Streit im Oval Office um mehrere Tausend gestiegen sei. Er sprach gegenüber dem Portal von einem "massiven Anstieg" der Bewerbungen und fügte an: "Viele Leute drückten ihre Empörung und ihren Schock über die Veränderungen in der amerikanischen Politik aus." Weitere Details nannte der Rekrutierer nicht. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Kyiv Independent konnte laut eigenen Angaben mit einigen Bewerbern aus den USA sprechen. Ein Rekrut aus dem US-Bundesstaat Colorado mit dem Namen Ron, der zuvor mit der US-Armee in Afghanistan gewesen sein soll, sagte, er habe das ukrainische Militär kontaktiert, nachdem Trump die Militärhilfe kurzzeitig eingestellt hatte. Da er sich "für mein Land schämte", habe der Lieferstopp "den Ausschlag gegeben", in der Ukraine zu kämpfen. "Ich bin ein Patriot. Ich liebe mein Land. Aber die Leute, die es gerade regieren, zerstören es", wird der 35-Jährige von dem Portal zitiert. "Sie zerstören einfach, wofür es stehen sollte."
"Ich trauere um mein Land, wie ich um einen toten Freund trauere"
Auch ein ehemaliger Angehöriger des US-Militärs mit dem Rufnamen Juggernaut sagte, "ihm sei übel geworden", nachdem er erlebt habe, wie die USA ihre Unterstützung für die Ukraine zurückgefahren hätten. Sein Vertrag bei der US-Armee sei eine Woche nach Trumps Amtseinführung ausgelaufen. Seit Februar befindet er sich laut Kyiv Independent in der Ukraine und wartet auf seine Ausbildung in einer Einheit. Obwohl er 2024 für Trump gestimmt habe, sei er von dessen Führung "wirklich enttäuscht", so der 28-Jährige. Auch wenn er die "America First"-Politik verstehe.
Seine Angst, in die Ukraine zu kommen und "grundlos zu sterben", sei verschwunden, als er im Land ankam und aus erster Hand sah, was die Ukraine und seine Bewohner durchmachen. "Ich habe irgendwie aufgehört, so zu denken, weil ich ein spiritueller Mensch bin und mir bei dem Gedanken, dass die Russen dieses Land übernehmen und die Menschen hier noch mehr leiden, als sie es ohnehin schon tun, übel wurde", so Juggernaut.
Ein 40-jähriger Familienvater aus Texas, der sich als Esquire vorstellte, sagte, er habe sich für den Militärdienst in der Ukraine entschieden, weil er nicht für den Rest seines Lebens mit dem Wissen leben wolle, ein "Feigling" gewesen zu sein. Er könne nicht einfach zusehen, wie die Welt auf den Kopf gestellt werde. "Ich fühle mich betrogen, angewidert und als wäre mein Land nicht mehr das, was ich dachte, was es ist", sagte Esquire dem Kyiv Independent in einem Cafe in der ukrainischen Hauptstadt. "Ich trauere um mein Land, wie ich um einen toten Freund trauere."
Kurz nach dem Beginn der russischen Großinvasion im Frühjahr 2022 verkündete die Ukraine die Aufstellung einer internationalen Legion, um ausländische Freiwillige in die Streitkräfte zu integrieren. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, dem die Legion unterstellt ist, dienen Freiwillige aus 58 Ländern in dem Verband. Anfang des Jahres kündigte auch die 12. Spezialeinsatzbrigade Asow die Rekrutierung englischsprachiger Ausländer mit Militärerfahrung an.