Aus der Opposition im Bundestag erhalten Grüne, SPD und Union deutliche Kritik für ihren Kompromiss. AfD-Chef Chrupalla spricht von einem "Schuldenmacherkartell". Linken-Fraktionschefin Reichinnek bemängelt, dass für den sozialen Ausgleich in dem Paket nichts vorgesehen sei.
Die AfD-Spitze hat die Finanzeinigung von Union, SPD und Grünen scharf kritisiert. "Friedrich Merz hat sich ein weiteres Mal über den Tisch ziehen lassen und ist vor den Begehrlichkeiten der grünen Wahlverlierer in die Knie gegangen", sagten die Partei- und Fraktionschefs Alice Weidel und Tino Chrupalla laut einer Mitteilung.
Die Grünen hätten sich in den Gesprächen mit Union und SPD "offenbar auf ganzer Linie mit ihren Forderungen durchgesetzt". CDU-Chef Merz warfen Weidel und Chrupalla vor, jeden Preis zu zahlen, um ins Kanzleramt einzuziehen.
"Friedrich Merz beugt die Verfassung, zerrüttet die Staatsfinanzen und beraubt die gegenwärtigen und künftigen Steuerzahler, um sich eine Kanzlerschaft von grün-linken Gnaden zu erkaufen", so Chrupalla. "Es handelt sich offenkundig um einen Selbstbedienungstopf, in den das rot-grün-schwarze Schuldenmacherkartell nach Belieben hineingreifen wird."
"100 Milliarden Euro aus dem Schuldenpaket werden für klimaideologische Projekte verbrannt", schrieb Weidel bei X. Dafür, dass CDU-Chef Friedrich Merz Kanzler werden könne, "müssen Generationen teuer bezahlen".
Linke richtet Appell an Grünen-Abgeordnete
Die Parteichefin der Linken, Ines Schwerdtner, sagte wiederum, der Kompromiss helfe vor allem der AfD. Nun werde ein zentraler Fehler der Ampel-Regierung wiederholt, "nämlich Klimaschutz und Aufrüstung ohne sozialen Ausgleich", sagte sie den Funke-Zeitungen. "Das wird scheitern und noch mehr Menschen in die Arme der AfD treiben." Schwerdtner rief die Abgeordneten der Grünen dazu auf, dem Kompromiss nicht zuzustimmen. "Noch ist es nicht zu spät", sagte sie.
"Für den sozialen Ausgleich im Land gibt es mal wieder nichts", sagte Fraktionschefin Heidi Reichinnek. Durch die hohe Verschuldung entstehe ein erheblicher Konsolidierungsdruck und daher drohten noch mehr Kürzungen und Streichungen im sozialen Bereich, warnte sie. "Dafür werden hier die Weichen gestellt."
Der erzielte Kompromiss sieht mehrere Grundgesetzänderungen vor, die in der kommenden Woche mit den Mehrheiten des alten Bundestags beschlossen werden sollen. Vorgesehen sind ein 500 Milliarden Euro schweres Sondervermögen für Investitionen in die Infrastruktur, außerdem sollen Verteidigungsausgaben, die ein Prozent der Wirtschaftsleistung übersteigen, nicht auf die Schuldenbremse angerechnet werden.
Die "historische Chance auf eine grundsätzliche Reform der Schuldenbremse" sei damit nun verspielt, sagte Reichinnek weiter und rief die Grünen sowie auch die SPD dazu auf, den Plänen in der kommenden Woche nicht zuzustimmen. Gehe das Paket durch, werde es mit der Union in der kommenden Legislatur nicht mehr zu einer Reform der Schuldenbremse kommen.