Trump lässt Kryptokurse springen und Kritiker schäumen

Mit der Schaffung einer Kryptoreserve setzt Trump ein Versprechen an seine eifrigsten Wahlkampfspender um. Kritiker sehen darin einen Transfer von Steuerzahlergeld zu Trumps Freunden. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Trumps Kryptoplan.

Was hat Trump angekündigt?

Donald Trump hatte schon im Wahlkampf im vergangenen Jahr versprochen, im Falle seines Wahlsieges einen "strategischen, nationalen Bitcoin-Vorrat" anzulegen. Seit seiner Amtsübernahme vor sechs Wochen griff er dieses Thema – zur Enttäuschung vieler Krypto-Fans – zunächst nicht wieder auf. Als Trump in der vergangenen Woche per Verordnung ein Beratergremium für die Regulierung von Kryptowährungen einrichtete, war nur noch von der "möglichen" Schaffung eines "nationalen Vorrats von Digitalwerten" die Rede. Am Sonntag kündigte Trump nun überraschend an, dass eine "Krypto-Reserve" kommen werde. Diese werde neben Bitcoin auch die Kryptowährungen Ethereum, Ripple, Solana und Cardano umfassen. Die betreffenden Digitalwährungen reagierten mit heftigen Kurssprüngen auf Trumps Ankündigung. Cardano etwa legte zeitweise um rund 80 Prozent zu. Bitcoin stieg kurzfristig um etwa 15 Prozent.

Wie groß soll die Kryptoreserve werden und woher kommt das Geld?

Zu weiteren Details äußerte Trump sich nicht, auch nicht dazu, wie viel von den genannten Währungen die neue Reserve halten soll. Manche Beobachter vermuten, dass Trump einfach Bitcoin in die Reserve überführen könnte, die bereits im Besitz von US-Bundesbehörden sind. Durch Beschlagnahmungen im Zuge vor allem von Geldwäsche- und Drogenermittlungen hat die US-Regierung inzwischen rund 200.000 Bitcoin im Wert von aktuell rund 19 Milliarden Dollar angesammelt. Daneben besitzt sie kleinere Mengen anderer Kryptowährungen. Die Kosten für die US-Steuerzahler bestünden in diesem Fall darin, dass die Regierung darauf verzichten würde, diese Kryptocoins zu Geld zu machen, wie es sonst üblich ist bei eingezogenen Vermögenswerten.

Manche Vertreter der Kryptobranche fordern, dass die US-Regierung darüber hinaus etwa Bitcoin zukaufen soll. Dazu hat sich Trump bisher nicht geäußert. Angesichts seiner Pläne, die Steuern massiv zu senken, liefe das wahrscheinlich darauf hinaus, Kryptowährungen mit neuen Schulden zu kaufen. Vereinzelt wurde die Forderung laut, die USA sollten die Goldreserve verkaufen, die einst als Deckung für den US-Dollar diente, um stattdessen Bitcoin zu kaufen.

Wer befürwortet eine Kryptoreserve und welche Argumente führen sie an?

Die Idee einer nationalen Kryptoreserve kommt aus der Szene selbst. In den USA haben Kryptofirmen und Lobbygruppen im vergangenen Jahr mehr als 200 Millionen Dollar nicht nur für Trumps Präsidentschaftswahlkampf, sondern auch an Kandidaten beider Parteien für den Kongress gespendet. So viel wie keine andere Branche. In der Folge ist die Unterstützung durch den neuen Präsidenten und die Abgeordneten für die Wünsche der Kryptoszene so groß wie nie zuvor. Trump hat neben Elon Musk mehrere weitere Kryptoinvestoren und -Unternehmer zu seinen Beratern ernannt. Zu diesen Wünschen gehört, neben einer Lockerung von Geldwäsche- und Anlegerschutzregeln, die Einrichtung einer Kryptoreserve.

Als Begründung erwähnte Trump selbst in seiner jüngsten Ankündigung für die Reserve nur, dass dies der Kryptobranche helfen werde. Darauf, welchen Nutzen die USA insgesamt davon hätten, ging er nicht ein. Manche Kryptovertreter führen immer wieder an, dass auch der Steuerzahler von staatlichen Investitionen insbesondere in Bitcoin profitieren könnte, da dies Gewinne verspreche, mit denen der Staatshaushalt entlastet und Schulden abgebaut werden könnten. Allerdings schwankt der Bitcoinkurs immer wieder extrem. Gewinne sind auch langfristig keineswegs garantiert. Hohe Verluste sind möglich und kurzfristig sogar wahrscheinlich.

Dass mögliche Gewinne aus einer Kryptoreserve eine signifikante Entlastung für den Haushalt der US-Regierung darstellen oder einen Beitrag zur Reduzierung der Schuldenlast leisten könnten, ist angesichts der Größenverhältnisse unwahrscheinlich: So belaufen sich die Staatsschulden der USA auf knapp 36 Billionen Dollar. Das jährliche Defizit betrug zuletzt 1,8 Billionen Dollar und damit etwas mehr als der theoretische Wert aller Bitcoin zusammen.

Was soll mit den Kryptowährungen in der Reserve geschehen?

Auch dazu hat sich Trump selbst bislang nicht geäußert. Es gibt zwei gegensätzliche Visionen, wie die Kryptoreserve verwendet werden könnte. Zum einen könnte sie dazu genutzt werden, die stark schwankenden Kurse von Bitcoin & Co. zu stabilisieren und möglicherweise Kursgewinne zugunsten der Staatskasse zu realisieren. So würde die US-Regierung Coins kaufen, wenn die Kurse wieder einmal abrutschen, und könnte verkaufen, wenn sie stark steigen. Ein Vorbild dafür ist der strategische Öl-Vorrat der USA. Diese nutzt die US-Regierung insbesondere, um starke Anstiege beim Ölpreis abzufedern.

Das Vorbild für die andere Vision ist die Goldreserve der USA. Obwohl der Dollar seit mehr als 50 Jahren nicht mehr mit Gold hinterlegt ist, haben die Notenbank Fed und die US-Regierung ihre riesige Goldreserve nie angetastet. Genau das schwebt auch manchen Bitcoin-Vertretern vor, die ihr Konzept vom "hodl" (langfristiges Halten im Kryptojargon) auf die nationale Kryptoreserve übertragen möchten.

Was sagen die Kritiker?

Kryptowährungen gegenüber kritisch eingestellte Ökonomen und Finanzexperten bewerten naturgemäß auch die Idee einer Kryptoreserve negativ. Ihnen zufolge läuft der Plan auf ein Spekulationsgeschäft mit Steuerzahlergeld hinaus – und zwar mit einem besonders schwankungsanfälligen und damit Spekulationsobjekt. Profitieren würden davon einzig und allein Trump und dessen Unterstützer in der Kryptoszene, die ihm zuvor viel Geld für seinen Wahlkampf gespendet hätten. Denn mögliche staatliche Käufe treiben die Kurse in die Höhe. Das wiederum beschert den Haltern dieser Kryptowährungen Gewinne.

Es gehe darum, "Geld von den Steuerzahlern zu Trumps Freunden zu transferieren", schreibt der liberale Kommentator Noah Smith bei X. Der in den USA lebende Ökonom Rüdiger Bachmann nennt die Kryptoreserve auf X einen "Bailout für die die Kryptobros" und den "bisher größten kleptokratischen Spielzug dieser Regierung".