Dax knackt historische Marke von 23.000 Punkten

Angeführt von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall startet der Dax mit einem ordentlichen Plus in die Woche. Die Aussicht auf ein neues Sondervermögen für die Bundeswehr und steigende Verteidigungsausgaben versetzen die Anleger in Hochstimmung. Auch aus Brüssel kommen gute Nachrichten.

Der Dax fliegt über die nächste Tausender-Marke. Der deutsche Leitindex überspringt mühelos die Marke von 23.000 Punkten. Angetrieben wird das deutsche Börsenbarometer hauptsächlich von Rüstungswerten. Gesucht waren daneben Autotitel. Das neue Hoch markierte der Leitindex am Nachmittag dann bei 23.308 Stellen. Zur Schlussglocke stand ein Aufschlag von 2,6 Prozent auf 23.147 Zählern auf der Kurstafel. Für den MDax der mittelgroßen Unternehmen ging es um 2,5 Prozent auf 28.991 Punkte nach oben auf den höchsten Stand seit fast einem Jahr.

Europaweit legten die Börsen ähnlich stark zu: Der britische FTSE 100, der Schweizer SMI und auch der EuroStoxx 50 erreichten wie der Dax Rekordhöhen. Letztlich ging der Leitindex der Euroregion mit plus 1,4 Prozent auf 5541 Zähler aus dem Tag, während in den USA zur selben Zeit moderate Verluste verbucht wurden.

Erst vor rund drei Wochen war der Dax über 22.000 Punkte gesprungen. Am Tag von Trumps Vereidigung am 20. Januar hatte der Dax erstmals die Schwelle von 21.000 Punkten durchbrochen. Seit Jahresanfang hat er rund 15 Prozent zugelegt. Die Aussicht auf vorerst weiter sinkende Zinsen sorgt seit Monaten für Kauflaune. Dagegen zeigten sich Anleger zuletzt von den Zoll-Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump wenig beeindruckt.

Angeführt wird der Dax vom Rüstungs-Highflyer Rheinmetall, dessen Aktien mit zweistelligem Zuwachs zwischenzeitlich fast 1200 Euro kosteten. Kräftig Auftrieb gibt ihnen die Aussicht auf ein Sondervermögen für die Bundeswehr und steigende Verteidigungsausgaben europäischer Nato-Staaten. Am Ende gewinnen Rheinmetall 8,9 Prozent, für Hensoldt geht es um 19,9 Prozent und für Renk um 15,8 Prozent nach oben. Thyssenkrupp machen einen Satz um 13,4 Prozent.

Zudem waren Autowerte gefragt. Angesichts drohender CO2-Strafen will EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Autobauern mehr Zeit einräumen, um EU-Vorgaben einzuhalten. Sie werde noch in diesem Monat eine gezielte Änderung der CO2-Normen vorschlagen, sagte sie in Brüssel.

Europäische Aktien entwickeln sich besser als amerikanische

Ausgelöst wurde die aktuelle Rüstungs-Rally durch den Eklat zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf der einen und US-Präsident Trump und Vize J.D. Vance auf der anderen Seite. Statt eines Rohstoffabkommens mit den USA, das Trump unter anderem als Gegenleistung für bisherige US-Militärhilfen sieht, sowie eines Friedensabkommens mit Russland, für das Selenskyj Sicherheitsgarantien forderte, eskalierte die Situation am Freitag. Die Gespräche wurden abgebrochen.

Aktien in Europa haben sich seit Jahresbeginn deutlich besser entwickelt als in den USA - dank starker Unternehmenszahlen, der weiter aktienfreundlichen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und der im Vergleich zu US-Aktien niedrigen Bewertungen. Die Börse wird auch von der Erwartung auf sinkende Zinsen in der Eurozone angetrieben, mit der die EZB die schwache Konjunktur ankurbeln will. Die Inflationssorgen haben zuletzt abgenommen, viele Ökonomen rechnen mit mehreren Zinssenkungen der EZB bis Sommer.

Für Aktienanleger sind Aussichten auf niedrigere Zinsen gute Nachrichten. Aktien werden dann gegenüber festverzinslichen Papieren wieder attraktiver. Kredite werden günstiger, Unternehmen können sich deshalb leichter finanzieren und Hausbauer kommen günstiger an Darlehen. Investitionen werden insgesamt erschwinglicher, das stützt die Konjunktur.

Die Rally an den Börsen steht in starkem Gegensatz zur Wirtschaftskrise in Deutschland. Die Blicke der Investoren richten sich oft aber nicht unbedingt auf die aktuelle Lage, sondern auf künftige Gewinne. Zudem sind 40 im Dax geführten Konzerne international aufgestellt.