>Wohin mit dem Kohlendioxid? Eine Einlagerung des Treibhausgases unter der Nordsee ist grundsätzlich möglich. Doch nur in beschränkter Menge. Die Möglichkeit der Einlagerung enthebt nicht von der Reduktion der Emissionen. Zu dem Schluss kommt der erste Zwischenbericht des Forschungsverbundes zur CO2-Speicherung in Sandsteinformationen unter der deutschen Nordsee (GEOSTOR).
Der Forschungsverband, der vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel koordiniert wird, hat die Beschaffenheit des Nordseebodens darauf untersucht, ob er sich als Speicher für das Gas eignet. Dabei haben die Forscher zwei Gebiete identifiziert, die dafür infrage kommen. Das eine ist der Westschleswig-Block rund 100 Kilometer vor der Küste, das andere, deutlich kleinere, ist im sogenannten Entenschnabel, dem nordwestlichsten Zipfel der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone.
Der Westschleswig-Block sei "geologisch gesehen vermutlich das vielversprechendste Gebiet für die CO2-Speicherung", heißt es in dem Zwischenbericht. Der Westschleswig-Block ist eine gewölbte Buntsandsteinformation, die von einem Barrieregestein bedeckt wird. Dort könnten zwischen 900 und 550 Millionen Tonnen Kohlendioxid gespeichert werden.
Transport per Schiff und durch eine Pipeline
Bis zu 10 Millionen Tonnen Kohlendioxid könnten pro Jahr zu den Speicherorten transportiert werden, schreiben die Forscher. Der Transport soll per Kesselwagen zur Küste erfolgen. Dort soll das Kohlendioxid zunächst auf Schiffe verladen und zur Injektionsstelle gebracht werden. Später soll eine Pipeline gebaut werden, durch die das Kohlendioxid zum Speicherort gepumpt wird.
"Die wesentlichen Herausforderungen liegen aktuell darin, Vorkehrungen zu treffen, mit denen Leckagen aus dem Speichergestein vermieden werden können", erläuterte GEOSTOR-Koordinator Klaus Wallmann. Daneben gelte es, den Lärm bei der Speichererkundung und -überwachung zu verringern, um die marine Tierwelt so wenig wie möglich zu stören, sowie Lösungen für Nutzungskonflikte etwa mit Offshore-Windparks zu finden und in der Meeresraumplanung zu berücksichtigen.
Das Team hat sich schließlich auch mit den Kosten befasst. Demnach würde in der Startphase die Verbringung von einer Tonne Kohlendioxid in den Westschleswig-Block von 26 bis 55 Euro kosten. Dabei sind die Investitions- und Betriebskosten für den Hub, den seeseitigen Transport und die Speicherung einbezogen. Ist die Infrastruktur fertig, sinken die Kosten auf 13 bis 28 Euro pro Tonne. Die Verbringung in einen Speicher im Entenschnabel wäre wegen der größeren Entfernung drei bis zehn Euro pro Tonne teurer.
Kohlendioxidabscheidung ist teuer
Diese Kosten beziehen sich aber nur auf den Transport zum Speicherort und die Speicherung. Die Kosten für die Kohlendioxidabscheidung sowie für den landseitigen Transport seien nicht berücksichtigt, die recht hoch ausfallen könnten, heißt es in dem Bericht.
Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden. Um das zu erreichen, hat die Bundesregierung Anfang 2024 die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid genehmigt. Ohne Abscheidung und Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) oder Nutzung (Carbon Capture and Usage, CCU) von Kohlendioxid seien Deutschlands Klimaziele unmöglich zu erreichen, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) damals.
Der GEOSTOR-Bericht betont jedoch, dass in der deutschen Nordsee nur begrenzte Speicherkapazitäten zur Verfügung stehen. "Aufgrund der begrenzten Kapazitäten und möglicher Umweltrisiken sollte dort aber nur jene CO2-Restmenge deponiert werden, deren Entstehung sich trotz konsequenter Klimapolitik nicht vermeiden lässt."