In Wiesbaden soll sich die "Geheimwaffe" der Ukraine befinden

Recherchen der "New York Times" legen nahe, dass die USA an der Zielplanung für ukrainische Gegenangriffe auf die russische Armee beteiligt sind, was Washington zur Kriegspartei machen könnte. Ex-Armeechef Saluschnyj bestätigt dies nicht. Es wird aber eine intensivere Beteiligung an Operationen bekannt.

Der ehemalige ukrainische Armeechef Saluschnyj hat Wiesbaden als "geheime Waffe" bei der Planung von Operationen und der Koordinierung von "Bedürfnissen" für sein Land bezeichnet. Gemeint ist das Zentrum für die Lieferung von militärischer Hilfe an die Ukraine, das 2022 nach dem russischen Angriff in der Zentrale des Europäischen Kommandos der USA angesiedelt wurde.

Später sei laut Saluschnyi die Idee gekommen, ein operatives Hauptquartier mit den Partnern zu eröffnen, "das die geplanten Operationen der Streitkräfte der Ukraine analysiert und gemäß den NATO-Standards den Bedarf dafür formuliert". Man habe militärische Planspiele durchgeführt und Bedürfnisse an Washington und europäische Hauptstädte übermittelt.

Saluschnyi schrieb in seinem Facebook-Posting, über Wiesbaden sei in letzter Zeit "viel gesprochen" worden. Was er damit wohl meinte, waren Recherchen der "New York Times" über Vorgänge in der hessischen Landeshauptstadt. Die US-Zeitung legte nahe, dass die amerikanische Beteiligung am Krieg viel intensiver gewesen ist als bisher angenommen.

Besonders heikel: Die USA und die Ukraine sollen nicht nur für eine umfassende Kampfstrategie zusammengearbeitet haben, sondern es habe auch eine Weitergabe präziser Zielinformationen an ukrainische Soldaten vor Ort gegeben, hieß es. Ein solches Vorgehen könnte die USA zur Kriegspartei machen und ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen.

Ex-Armeechef Saluschnyi bestätigte in seinem Beitrag jedoch nicht die Weitergabe von präzisen Zielinformationen durch die Amerikaner, sondern blieb bei seiner Beschreibung der Planung von Operationen allgemein. Trotzdem festigt sich durch seine Äußerungen der Eindruck einer tieferen Verstrickung der US-Seite in den Krieg.

Ex-Nato-General: Ausbildung keine Kriegsbeteiligung

Der ehemalige Nato-General Erhard Bühler sagte vor einigen Tagen im MDR-Podcast "Was tun, Herr General?" in Bezug auf den Artikel der "New York Times": "Ausbildung und Rat sind immer in Ordnung." Dies mache einen nicht zur Kriegspartei. "Die Amerikaner bilden wie alle anderen Unterstützerstaaten die Ukraine an den Waffensystemen, am Zielplanungsprozess, in der Operationsplanung aus."

Wer jedoch aktiv in die Zielbekämpfung eingreife, werde zur Kriegspartei, so Bühler. Dies sei jedoch von allen Staaten, die die Ukraine unterstützen, nicht gewollt. An eine direkte Beteiligung der Amerikaner an der Zielplanung für ukrainische Angriffe gegen die russische Armee glaubt der Ex-Nato-General nicht.

Seit Ende 2024 kümmert sich die Nato in Wiesbaden um die Koordinierung von Waffenlieferungen und Ausbildungsaktivitäten für die ukrainischen Streitkräfte. Sie hatte die Aufgabe von den US-Streitkräften übernommen.