Eigentlich kommt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ins Weiße Haus, um mit den USA ein Rohstoffabkommen zu schließen. Vor der Unterschrift gibt es ein Treffen der Delegationen der beiden Länder im Oval Office - die Weltpresse ist dabei. Normalerweise werden bei solchen Anlässen vor allem Nettigkeiten ausgetauscht, doch diesmal eskaliert die Szene in einen offenen Streit zwischen Selenskyj auf der einen Seite und US-Präsident Donald Trump sowie Vizepräsident J.D. Vance auf der anderen.
Zuvor hat der ukrainische Präsident noch erklärt, weshalb er Wladimir Putin misstraut. Selenskyj zählt sämtliche Vereinbarungen mit dem russischen Machtinhaber auf, die gescheitert sind, dann eskaliert das Gespräch. Hier ist das restliche Treffen im Wortlaut - gekürzt, geglättet und aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
Selenskyj: Alle haben das damals gesagt: Er (Putin, Anmerk. d. Red.) wird niemals so weit gehen, dass er uns angreifen wird. Er hat diesen Vertrag unterschrieben, aber danach hat er den Waffenstillstand gebrochen. Er hat unsere Bevölkerung angegriffen, er hat Menschen getötet. Er hat auch keine Gefangenen ausgetauscht. Wir hatten ein Abkommen zum Gefangenenaustausch, aber er hat das nicht getan. Also über welche Art von Diplomatie mit Putin sprechen Sie hier?
Vance: Ich rede über die Diplomatie, die die Zerstörung Ihres Landes beendet. Herr Präsident, bei allem Respekt: Ich finde, das ist gerade ein bisschen respektlos von Ihnen, ins Weiße Haus zu kommen und das vor der versammelten Presse auszutragen. Gerade zwingen Sie Wehrpflichtige an die Front, weil Sie Probleme mit fehlenden Soldaten haben. Sie sollten dem US-Präsidenten dankbar sein, dass er bereit ist, sich in diesen Konflikt einzuschalten.
Selenskyj: Waren Sie jemals in der Ukraine, dass Sie genau wissen, welche Probleme wir haben?
Vance: Ich habe die Geschichten gesehen und gehört. Ich weiß, was passiert. Sie nehmen die Menschen zu einer Propagandatour mit. Widersprechen Sie, dass Sie gerade Probleme mit einem Soldatenmangel haben? Ich finde es respektlos, ins Oval Office zu kommen und die Regierung zu attackieren, die versuchen will, die Zerstörung Ihres Landes zu verhindern.
Selenskyj: Ich habe viele Fragen. Also von vorne: In Kriegszeiten hat jeder Probleme. Sogar Sie, aber Sie haben einen netten Ozean (zwischen sich und Russland). Aber Sie werden es in der Zukunft spüren. Gott sei dank werden Sie keinen Krieg haben.
Trump: Sagen Sie uns nicht, was wir spüren werden. Wir versuchen, ein Problem zu lösen. Sagen Sie uns nicht, wie wir uns fühlen werden.
Selenskyj: Ich sage das nicht, ich beantworte doch nur die Fragen.
Trump: Sie sind überhaupt nicht in der Lage, hier zu diktieren, wie wir uns zu fühlen haben. Wir werden uns sehr gut und sehr stark fühlen. Sie sind gerade nicht in einer sehr guten Position.
Selenskyj versucht, Trump zu unterbrechen ("Seit dem Beginn des Krieges ...").
Trump: Sie haben gerade keine guten Karten. Mit uns fangen Sie erst an, überhaupt erst Karten zu bekommen.
Selenskyj: Ich spiele hier nicht Karten, Mr. President. Mir ist das wichtig, ich bin ein Präsident im Krieg.
Trump: Sie spielen mit dem Leben von Millionen von Menschen. Sie spielen mit dem Dritten Weltkrieg. Und das ist sehr respektlos gegenüber dem Land, das Sie unterstützt - und das viel mehr, als es viele Leute gesagt haben, dass es das tun soll.
Selenskyj: Ich habe viel Respekt für Sie.
Vance: Haben Sie sich in diesem gesamten Meeting einmal bedankt? Sie haben im vergangenen Oktober für die Opposition in Pensylvania Wahlkampf gemacht, aber haben Sie sich einmal bei dem Präsidenten bedankt, dafür dass er versucht, ihr Land zu retten?
Selenskyj: Bitte, wenn Sie sehr laut über den Krieg reden, ändert das nichts.
Trump unterbricht Selenskyj: ("Er spricht nicht sehr laut.")
Selenskyj: Kann ich das noch beantworten?
Trump: Nein, Sie haben schon sehr viel geredet. Ihr Land steckt in großen Schwierigkeiten, Sie werden möglicherweise nicht gewinnen.
Selenskyj: Ich weiß.
Trump: Vielleicht können wir euch helfen, dass es okay für euch läuft.
Selenskyj: Seit Beginn des Krieges waren wir allein. Ich habe diesem Kabinett auch schon gedankt für die Unterstützung.
Beide Seiten sprechen durcheinander.
Trump: Unter unserem dummen Ex-Präsidenten (Anmerk. d. Red., Joe Biden) haben wir Ihnen 350 Milliarden US-Dollar an Militärausrüstung gegeben.
Selenskyj: Sie haben mich zum Sprechen eingeladen. (wiederholt mehrfach)
Trump: Wenn Sie nicht unsere Militärausrüstung bekommen hätten, wäre der Krieg in zwei Wochen vorbei gewesen.
Selenskyj: Ich habe das schon oft gehört. Putin hat doch gesagt, in drei Tagen ist der Krieg vorbei.
Trump: Es ist schwierig, so Geschäfte zu machen.
Vance: Haben Sie sich schon bedankt?
Selenskyj: Ja, ich habe mich doch schon mehrfach bei der amerikanischen Bevölkerung bedankt.
Vance: Akzeptieren Sie, dass es Differenzen gibt und lassen Sie uns diese Differenzen auflösen, anstatt sie vor der amerikanischen Presse austragen, wenn Sie falsch liegen. Und wir wissen, dass Sie falsch liegen.
Trump: Ich glaube, es ist gut für das amerikanische Volk zu sehen, was hier passiert. Deswegen habe ich das so lange weiterlaufen lassen. Sie müssen dankbar sein.
Selenskyj: Ich bin dankbar.
Trump: Ihre Leute sterben, Ihnen gehen die Soldaten aus. Und dann kommen Sie hierher und sagen: "Ich möchte keinen Waffenstillstand, ich möchte keinen Waffenstillstand! Ich will dies, ich will das (äfft Selenskyj nach)!" Also, es ist doch so: Wenn Sie jetzt einen Waffenstillstand bekommen können, dann sage ich Ihnen: Nehmen Sie diesen Waffenstillstand, damit keine Kugeln mehr gefeuert werden.
Selenskyj: Wir wollen den Krieg beenden. Aber das habe ich Ihnen gesagt: Ich möchte einen Waffenstillstand, aber ich möchte Garantien. Ich habe doch die Leute gefragt, was sie über einen Waffenstillstand denken.
Trump: Das war nicht mit mir, mich haben Sie nicht gefragt. Das war mit einem Typ namens Biden, der nicht besonders schlau war. Das war mit Obama (Ex-Präsident Barack Obama, Anmerk. d. Red.).
Selenskyj: Es war mit ihrem Präsidenten.
Trump: Es war Obama, der Ihnen nur Papier gegeben hat. Ich habe Ihnen die ganzen Panzerabwehrraketen gegeben. Das war damals das Statement: Obama hat Ihnen Papier gegeben, Trump gab Ihnen Javelin-Raketen. Da müssen Sie dankbarer sein. Ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Sie haben überhaupt keine Karten in der Hand. Mit uns an Ihrer Seite haben Sie die Karten in der Hand. Aber ohne uns haben Sie überhaupt nichts in der Hand. Es wird schwer werden, diesen Deal zu schmieden, weil die Einstellung sich ändern muss.
Reporterin fragt: Was passiert, wenn Russland den Waffenstillstand bricht?
Trump: Was wäre wenn? Was wäre, wenn Ihnen jetzt eine Bombe auf den Kopf fällt? Was ist, wenn sie es brechen? Das weiß ich nicht. Sie (Russland, Anmerk. d. Red.) haben es mit Biden gebrochen, weil sie Biden nicht respektieren. Sie haben Obama nicht respektiert. Sie respektieren mich. Lassen Sie mich eines sagen: Putin hat mit mir einiges durchgemacht, eine verrückte Hexenjagd. Bei der ging es nur um mich und Russland, Russland, Russland. Hunter Biden und der Laptop, das war ein Betrug der Demokraten. (…)
Putin hat vielleicht Abkommen mit Obama und Bush gebrochen. Und vielleicht auch mit Biden. Aber nicht mit mir. Er will ein neues Abkommen schließen. Das Problem ist: Ich habe Sie ermächtigt, ein harter Kerl zu sein. Aber Sie wären kein harter Kerl ohne die USA. Ihr Volk ist sehr mutig. Aber entweder schließen Sie einen Deal oder wir sind raus. Und wenn wir raus sind, dann kämpfen Sie das aus. Ich glaube nicht, dass das sonderlich schön wird. Sie haben nicht die Karten in der Hand. Wenn wir dieses Abkommen schließen, sind wir in einer viel besseren Position. Aber Sie benehmen sich überhaupt nicht dankbar, und ich bin ehrlich, das ist keine schöne Sache. Ich glaube, wir haben genug gesehen, das ist wirklich gutes Fernsehen, glaube ich.