Alle Daten zur Bürgerschaftswahl in Hamburg

Im Norden Deutschlands läuft der Wahlkampf noch bis Anfang März: Sieben Tage nach der Bundestagswahl steht in der Hansestadt die Neubesetzung der Hamburger Bürgerschaft an. Welche Kandidaten haben die besten Chancen? Die aktuellen Umfragen im Überblick.

Großer Wahltag an der Elbe: Am 2. März geht es in Hamburg um die Neubesetzung der "Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg", wie das Landesparlament im Land Hamburg offiziell heißt. Die Wahlen im Stadtstaat folgen nur eine Woche nach der Bundestagswahl - und bilden damit die erste große Entscheidung auf Landesebene nach dem bundesweiten Urnengang vom 23. Februar.

Entsprechend gespannt blicken Beobachter gen Norden. Offen ist, ob und wie sich etwaige Reaktionen auf den Berliner Wahlausgang in den Hamburger Verhältnissen niederschlagen werden. In der Hamburgischen Bürgerschaft halten SPD und Grüne mit der amtierenden Regierungskoalition bisher eine komfortable Mehrheit.

Den jüngsten Umfragen zufolge liegen die Sozialdemokraten in Hamburg trotz absehbarer Stimmverluste weiter vorn. Die Grünen verlieren im Vergleich zur vorausgegangenen Wahl 2020 etwas deutlicher an Boden. Gut eineinhalb Wochen vor der Wahl kann sich Rot-Grün dennoch weiterhin gute Chancen für eine Fortsetzung ihrer Regierungsarbeit in der Hamburgischen Bürgerschaft ausrechnen.

Die SPD kommt in einer Erhebung vom 20. Februar in der Hansestadt auf 32 Prozent, die Grünen auf 18 Prozent. Damit schneiden beide Parteien zwar insgesamt schlechter ab als bei der vergangenen Bürgerschaftswahl vor fünf Jahren. Wie aus der Daten der Forschungsgruppe Wahlen jedoch weiter hervorgeht, kämen die beiden Parteien zusammen jedoch mit geschätzt 69 Sitzen weiter auf eine klare Mehrheit im Landesparlament und könnten die rot-grüne Koalition damit in Hamburg fortführen.

Die CDU - bisher in Hamburg größte Oppositionspartei - lag in Umfragen zuletzt bei 17 Prozent und damit deutlich über ihrem historisch schwachen Ergebnis bei der Bürgerschaftswahl von vor fünf Jahren. Damals hatten die Christdemokraten in der Hansestadt nur 11,2 Prozent der Stimmen erreicht - ihr zweitschlechtestes Ergebnis überhaupt bei Landtagswahlen in Deutschland.

Die Linke legte in der Infratest-Dimap-Erhebung vom 20. Februar im Vergleich zu den vorherigen Umfragen weiter zu und käme auf einen Stimmanteil von 10 Prozent.

Für die AfD würden sich demnach in Hamburg ebenfalls 10 Prozent der Wählerinnen und Wähler entscheiden. Das Ergebnis der Rechtspopulisten bliebe damit weit unter dem Bundesschnitt. Für die Hamburger AfD wäre es dennoch ein bisher in der Hansestadt noch nie erreichter Stimmenanteil.

Die FDP bewegt sich in den Umfragen unverändert bei 3 Prozent und dürfte demnach wie bei der Bürgerschaftswahl 2020 erneut an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. Nach der letzten Wahl war die FDP lediglich durch Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein in der Bürgerschaft vertreten gewesen, die in Blankenese ein Wahlkreismandat gewonnen hatte.

Im Juli 2024 trat die frühere FDP-Fraktionsvorsitzende jedoch aus der Partei aus und in die CDU ein. Damit ist die FDP aktuell nur noch in 8 von 16 Landesparlamenten vertreten.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wird von den Meinungsforschern in Hamburg ebenfalls bei 3 Prozent gesehen. Ähnlich stark wird der voraussichtliche Stimmanteil für die insbesondere bei jüngeren Wählern beliebten Partei Volt eingeschätzt. In der Hamburgischen Bürgerschaft dürften damit laut Ergebnissen bekannter Meinungsforschungsinstitute wie Insa, Forschungsgruppe Wahlen und Forsa künftig - wie bisher - fünf Fraktionen vertreten sein.

Bei der hypothetischen Direktwahlfrage schneidet der amtierende Erste Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Peter Tschentscher am besten ab. 44 Prozent der Befragten würden Tschentscher direkt wählen, wenn das möglich wäre. Nur 16 Prozent würden Katharina Fegebank von den Grünen bevorzugen, CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering kommt auf 15 Prozent.

Auch bei den Zustimmungswerten liegt Tschentscher deutlich vorn: 58 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit ihres Bürgermeisters "zufrieden" oder sogar "sehr zufrieden". Die Spitzenkandidaten der übrigen Parteien schienen im Hamburg-Trend zuletzt an Zuspruch zu verlieren.

Mit der amtierenden Zweiten Bürgermeisterin Fegebank waren Anfang Februar nur 35 Prozent der Befragten "zufrieden" oder "sehr zufrieden". Im Vergleich zur Vorwoche entspricht das einem Minus von drei Prozentpunkten.

Linken-Spitzenkandidatin Cansu Özdemir kam zuletzt auf Zustimmungswerte von 23 Prozent (minus 5 Prozentpunkte). CDU-Kandidat Thering erreichte 19 Prozent (minus 1 Prozentpunkt). Bei der Wahl vor fünf Jahren hatten die Christdemokraten in Hamburg deutlich an Rückhalt verloren.

Die Grünen konnten ihr Wahlergebnis von 2015 dagegen nahezu verdoppeln. Die SPD hatte die Wahl im Stadtparlament trotz erkennbarer Verluste mit 39,2 Prozent gewonnen. Die AfD schaffte es 2020 mit 5,3 Prozent nur knapp in die Hamburger Bürgerschaft.

Lokale Themen beherrschen den Wahlkampf an der Elbe. Auf die Frage nach den wichtigsten Problemen, die in Hamburg gelöst werden müssen, antworteten laut "Hamburg-Trend" 35 Prozent der Befragten mit "Mobilität, Baustellen, Parksituation". Auch "Wohnen und Mieten" (30 Prozent) und "Wirtschaft und Hamburger Hafen" (23 Prozent) zählen für die Hamburger zu den politischen Herausforderungen.

Das Themenbündel rund um die Aussichten für den "Hamburger Hafen" hat seit einer vergleichbaren Befragung im November 2024 um vier Prozentpunkte an Bedeutung gewonnen. Dazu passt, dass mittlerweile 45 Prozent der Hamburger die wirtschaftliche Lage als "weniger gut" oder "schlecht" bezeichnen.

Auf Platz vier der wichtigen Probleme in Hamburg taucht das Thema "Zuwanderung und Flucht" auf - also weit hinter drängenderen Problemen rund ums Wohnen und Leben in Hamburg und auch hinter der ökonomischen Lage, wobei sich die Einschätzungen in Hamburg in den vergangenen Wochen in diesem Punkt nicht verändert haben.

ntv Koalitionsrechner zur Hamburg-Wahl

Die Meinungsforscher von Infratest dimap hatten vom 29. Januar bis 3. Februar insgesamt 1164 wahlberechtigte Personen in Hamburg per Telefon oder Online befragt. Die Debatten und Entscheidungen im Bundestag zum Thema Migration wirkten sich zum Zeitpunkt dieser Umfrage in keiner erkennbaren Form auf die Antworten aus.

Bis zu zehn Kreuze auf zwei Stimmzetteln

Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg werden insgesamt 121 Mandate vergeben. Von den Abgeordneten werden 71 nach Wahlkreislisten in sogenannten Mehrmandatswahlkreisen und die übrigen 50 nach Landeslisten gewählt. Überhang- und Ausgleichsmandate können die Anzahl der zu vergebenden Mandate über die Landesliste weiter erhöhen.

Das Hamburger Wahlrecht sieht einige Besonderheiten vor: Auf den Wahlkreislisten, markiert als rot gefärbte Stimmzettel, können die Wahlberechtigten bis zu fünf Stimmen vergeben und diese frei auf eine oder mehrere Wahlkreiskandidatinnen oder -kandidaten verteilen. Zur Übersicht hat das zuständige Landeswahlamt vorab für alle 17 Wahlbezirke in Hamburg eigene Musterstimmzettel erstellt.

Auf den Landeslisten-Stimmzetteln (gelber Stimmzettel) können ebenfalls bis zu fünf Stimmen vergeben werden - entweder in Form von "Listenstimmen" für eine Partei oder Wählervereinigung oder in Form von "Personenstimmen" für die dort aufgeführten Kandidatinnen und Kandidaten. Die Wahlberechtigten können dabei frei entscheiden, ob sie ihre Stimmen häufen oder verteilen. Insgesamt können Wahlberechtigte bei der Hamburg-Wahl also bis zu zehn Kreuze machen.

Die Zahl der Wahlberechtigten lag bei der zurückliegenden Bürgerschaftswahl in Hamburg bei 1,3 Millionen. Die Wahlbeteiligung erreichte 2020 eine Quote von 63,0 Prozent. Zum anstehenden Wahltermin am 2. März haben nach Informationen des Landeswahlamts exakt 1.318.101 Hamburgerinnen und Hamburger eine Wahlbenachrichtigung erhalten.

Insgesamt 784 Kandidatinnen und Kandidaten stehen in Hamburg zur Wahl. Rund 16.000 ehrenamtliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfern werden sich in der Hansestadt um den reibungslosen Ablauf der Stimmabgabe in den insgesamt 11269 Wahllokalen kümmern und die anschließende Auszählung der Stimmen sicherstellen.

Nur Eckdaten am Wahlabend

Der Ablauf am Wahlabend gestaltet sich in Hamburg aufgrund einiger Besonderheiten im Wahlsystem anders als üblich: Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale um 18.00 Uhr ist zunächst nur eine "vereinfachte Auszählung" der Stimmen vorgesehen, teilte das Landeswahlamt Hamburg mit. Erfasst werden dabei nur die eindeutigen Zweitstimmen. Ziel ist die "Ermittlung der voraussichtlichen Fraktionsstärken".

Ausgezählt werden bei der vereinfachten Auswertung am Sonntagabend lediglich die "eindeutig gültigen Landesstimmen", erläutert das Statistische Landesamt. "Es wird nicht nach Personen- und Listenstimmen differenziert; sämtliche Stimmen, die auf eine Partei oder Wählervereinigung entfallen, werden dieser zugerechnet."

Bis der genaue Wahlausgang feststeht, muss sich die Öffentlichkeit daher etwas gedulden: Am Wahlabend wird es nur vorläufige Angaben zu den voraussichtlichen Mehrheitsverhältnissen in der Hamburgischen Bürgerschaft geben. Zahlen zur Mandatsverteilung und zu den Ergebnissen in den Wahlkreisen werden in Hamburg erst am Morgen nach dem Wahltag ermittelt.

Der Beginn der regulären Auszählung inklusive aller Personen-, Listen- und Wahlkreisstimmen ist für Montagvormittag, 3. März angekündigt. "Die Auszählung der Stimmen kann ab ca. 11:00 Uhr im Internet live verfolgt werden", heißt es aus der Hansestadt. Das Ergebnis der vereinfachten Auszählung stellt ausdrücklich "kein amtliches Wahlergebnis" dar. Die Angaben könnten vom vorläufigen und vom endgültigen amtlichen Endergebnis abweichen.

Das heißt: Das vorläufige amtliche Wahlergebnis dürfte voraussichtlich erst am Montagabend vorliegen - also frühestens etwa 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale. Das vollständige amtliche Endergebnis soll dann zweieinhalb Wochen später am 19. März vorliegen.