Das auf Nachhaltigkeit bedachte US-Unternehmen Framework hat gestern nicht nur seinen ersten Desktop-PC enthüllt, sondern auch eine neue Notebookbaureihe angekündigt: Zu Laptop 13 und Laptop 16 gesellt sich im Laufe des Jahres der Laptop 12. Dieser wird ein Hybridgerät, das sich dank 360-Grad-Scharnieren zum Tablet umklappen lässt. Passend dazu gibt es erstmals bei Framework einen stiftbedienbaren Touchscreen, der hier die namensgebende Diagonale von 12,2 Zoll (1920 × 1200 Pixel, 16:10, bis 400 cd/m²) aufweist.
Framework adressiert mit dem kleinen Laptop 12 explizit den Bildungsmarkt, also Geräte, die Schüler verwenden. Dafür soll er günstiger ausfallen als der Laptop 13. Konkrete Preise nennt der Hersteller bislang allerdings nicht. Sie sollen zum Vorverkauf im April 2025 folgen.
Statt eines Vollmetallgehäuses gibt es eines aus Kunststoff mit umlaufenden TPU-Stoßabsorbern, das den harten Schulranzeneinsatz besser überstehen soll. Zum Start gibt es das Gehäuse wie auch den Stift in fünf verschiedenen Farben. Der Stylus verschwindet nicht im Gehäuse, muss also separat transportiert werden.
Neues Mainboard-Format
Obwohl der Laptop 12 wie der altbekannte Laptop 13 ein kompaktes Notebook ist, dessen vier Erweiterungsschächte sich nach persönlichem Gusto mit Schnittstellenmodulen bestücken lassen, kommt im Inneren nicht das gleiche Mainboard-Format zum Einsatz. Framework selbst hat dazu noch wenig Informationen veröffentlicht, doch der Youtuber Linus Sebastian von Linus Tech Tips (LTT) hat bereits ein ausführliches Video veröffentlicht, in dem er das Gerät öffnet. (Hinweis: Sebastian hält Anteile an Framework und bekommt Informationen vor anderen Medienschaffenden.)
Ein eigenes Mainboard-Format für ein Einstiegsmodell mag befremdlich erscheinen, doch der begrenzte Platz erfordert offensichtlich Anpassungen. So gibt es nur noch einen RAM-Steckplatz, was die nutzbare Speicherbandbreite halbiert. WLAN-Modul und SSD bleiben wechselbar, letztere sind allerdings auf das kompakte M.2-2230-Format beschränkt. Für Bastler winken aber auch sinnvolle Verbesserungen: Nimmt man die Handballenablage ab, trennen sich dank Pogo-Pins die elektrischen Verbindungen zur Tastatur und dem Touchpad von allein. Auch der 50-Wh-Akku (ebenfalls nicht kreuzkompatibel zum Laptop 13) muss nicht mehr über einen friemeligen Stecker getrennt werden, wenn man den Schraubendreher schwingt.
Für den Bildungsmarkt entworfene Notebooks haben meistens schwächere oder ältere CPUs, um den Gerätepreis niedrig zu halten. Statt aktuelle Low-End-Modelle, etwa aus der Celeron-Serie, zu verwenden, greift Framework auf schnellere, aber ältere Core i3 und Core i5 aus der 13. Generation zurück. Interessierte bekommen dadurch gute Leistung, müssen aber etwa auf einen KI-Beschleuniger verzichten. Es ist unklar, welche Modelle mit viel Abwärme zum Einsatz kommen und auch, ob alle vier USB-C-Buchsen USB4/Thunderbolt 4 sprechen. Technisch kann die CPU-Generation das, doch die hohen Anforderungen, um die Signalintegrität auf dem Mainboard sicherzustellen, wären Kostentreiber.
KI-Update für den Laptop 13
Wer topaktuelle Performance wünscht, muss zum Laptop 13 greifen. Diese Baureihe bekommt ein neues Mainboard mit Ryzen AI 300 (Strix Point), welches wie gehabt zwei DDR5-Slots und Platz für eine M.2-2280-SSD bietet. In Frameworks Webshop lassen sich drei vorgegebene Ausstattungsvarianten wählen. Alternativ kann man ein Laptop 13 völlig nach eigenem Bedarf zusammenstellen oder auch das Mainboard einzeln kaufen, um ein bestehendes Gerät aufzurüsten. Letzteres klappt bei allen bereits verkauften Laptop 13, also zurück bis zum Erstling, der mit 11. Core-i-Generation auf den Markt kam.
Da die in Ryzen-Prozessoren enthaltene KI-Einheit stark genug für Copilot+ ist und Microsofts Hardwarevorgaben für Komplettsysteme eine Copilot-Taste vorschreiben, gibt es nun eine solche auf der Tastatur. Framework unterstützt aber weiterhin offiziell den Einsatz von Linux und passend dazu kann man auch Tastaturen ganz ohne Microsoft-Logos erwerben.
Ob es später auch noch Mainboards mit frischen Intel-CPUs für den Laptop 13 geben wird, ist unklar. Core Ultra 200V (Lunar Lake) läuft mit dem im CPU-Package integrierten Arbeitsspeicher Frameworks zelebrierter Aufrüstbarkeit entgegen und erscheint somit unwahrscheinlich, zumal er ein eigens entwickeltes Mainboard benötigen würde. Core Ultra 200H (Arrow Lake) passt auf Mainboards, die es bislang schon mit Core Ultra 100H (Meteor Lake) gibt. Letztere sind allerdings erst ein gutes halbes Jahr auf dem Markt und das Upgrade auf 200H brächte kaum Neuerungen mit sich. Bei AMD-Mainboards hat Framework bewiesen, dass man auch mal aussetzt, wenn zu wenig Neues herauskommt: Es gab nie Mainboards mit Ryzen 8040U. Stattdessen wurde bis zum jetzt erfolgten Umstieg auf Ryzen AI 300 die AMD-Variante weiterhin mit Ryzen 7040U verkauft.
(Noch) kein Update für den Laptop 16
Für den großen Bruder Laptop 16 zeigte Framework lediglich den Prototypen einer neuen Tastatur mit einem neuen Taster. Der One-Key-Prototyp hat aber kein gängiges Layout, sondern ein gleichmäßiges Tastenraster, das vollständig aus normalgroßen 19-Millimeter-Tasten besteht – ein sogenanntes ortholineares Layout, das bisher wenig verbreitet ist.
Framework betonte zwar, dass auch der Laptop 16 künftig Updates erfahren wird, doch bis auf Weiteres verharrt das Innenleben auf dem Stand von 2023 (Ryzen 7040HS, optional Radeon 7700S). Zudem macht AMDs Roadmap das Vorhaben komplizierter, als Framework es vielleicht erwartet hat: AMD hat zwar neuere CPUs im Angebot, bringt aber keine Mobil-GPUs mehr, die ins GPU-Modul passen würden.
Nutzer wünschen sich wiederum die Option auf Nvidia, doch Team Grün will dem Vernehmen nach immer eng mitreden, was die Integration von GeForce-GPUs in konkrete Systeme angeht. Das ist wohl auch der Hauptgrund, warum Schenker bei seinem modular aufgebauten XMG Neo 16 von vornherein abwinkt, was nachträgliches Umrüsten angeht: Ohne generationsübergreifenden Support durch Nvidia, was das vBIOS angeht, kann es nicht klappen.