Digitale Spaltung bei Nutzung von Bezahldiensten – Bargeld-Zwang nervt viele

Neue App-basierte Bezahlangebote werden zwar noch weniger genutzt als klassische Mittel wie Bargeld, Girocard, Kreditkarte oder Überweisungen. Sie sind aber dennoch bereits recht weit verbreitet. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten Weizenbaum-Report 2025 hervor, für den Forscher erstmals Fragen der finanziellen Teilhabe repräsentativ für die deutschsprachige Bevölkerung in Deutschland ab 16 Jahren erhoben haben.

86 Prozent der Teilnehmer gaben an, in den vergangenen 12 Monaten mit einer Debitkarte wie der Girocard in einem Geschäft bezahlt zu haben. 73 Prozent haben Überweisungen per Online-Banking getätigt, 63 Prozent im Geschäft oder im Internet mit einer Kreditkarte bezahlt.

Die Nutzung des Online-Bezahldienstes PayPal liegt laut dem Report des Berliner Weizenbaum-Instituts mit 62 Prozent fast gleichauf mit der von Kreditkarten und deutlich vor Sofortüberweisung und SEPA-Zahlung. Solche Dienste mit Zugriff auf das Girokonto werden von 56 Prozent der Bundesbürger verwendet.

Apple Pay, Google Pay und Samsung Pay gehören noch zu den am wenigsten eingesetzten Bezahldiensten. Nur 21 Prozent gaben an, 2024 damit eine Forderung beglichen zu haben. Die 16- bis 34-Jährigen nutzen diese Smartphone-basierten Services mit 39 Prozent am häufigsten, bei den über 64-Jährigen sind es nur zehn Prozent.

Ein großes Gefälle in der Nutzung von Bezahlangeboten zeigt sich zwischen verschiedenen Einkommensgruppen. Bei den Apps von Apple, Google und Samsung ist die digitale Spaltung relativ gesehen am größten: Nur 13 Prozent der Personen mit geringem Verdienst geben an, diese Dienste zu nutzen. Dagegen zücken 38 Prozent der Bürger mit hohem Einkommen dafür das Handy an der Kasse. Zudem verwenden 92 Prozent der Besserverdienenden Online-Banking für Überweisungen, aber nur 56 Prozent der Personen mit niedrigem Einkommen.

Schuldenrisiko wegen "Buy now, pay later"

Ähnlich sieht es bei Kreditkartenzahlungen aus. Diese tätigen 84 Prozent der Befragten mit hohem, aber nur 42 Prozent mit niedrigem Einkommen. Zwischen den Geschlechtern zeigen sich ebenfalls Unterschiede: Frauen nutzen Online-Banking (67 vs. 77 Prozent), Kreditkarten (57 vs. 68 Prozent) und PayPal (56 vs. 67 Prozent) deutlich seltener als Männer. Bei Girocard und anderen Debitkarten gibt es hingegen kaum Abweichungen.

Besonders unter jüngeren und einkommensschwächeren Gruppen steigt laut den Erkenntnissen zudem das Risiko der Überschuldung durch die Nutzung digitaler Bezahldienste wie Klarna & anderer "Buy now, pay later"-Angebote (BNPL). Laut einer aktuellen Schufa-Umfrage hat bereits jeder dritte Nutzer solcher Kleinkredite schon die Bezahlfrist verpasst. Bei den 18- bis 39-Jährigen liegt der Anteil der Befragten mit Zahlungsverzug bei BNPL-Käufen mit rund 47,5 Prozent deutlich höher als bei älteren.

"Echte Wahlfreiheit" vs. gläserne Kunden

Die im Bund geplante schwarz-rote Koalition setzt sich derweil dafür ein, dass in Geschäften des Alltags neben Bargeld auch mindestens eine digitale Zahlungsoption angeboten werden muss. Die Hälfte der Bundesbürger findet das gut, wie eine repräsentative Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme (IDZ) ergeben hat. Bei der Auswahl an Bezahlmöglichkeiten in Handel und Gastronomie besteht demnach noch Nachbesserungsbedarf.

Knapp jeder Dritte hierzulande (31 Prozent) ist laut der Allensbach-Studie genervt, wenn Verkaufsstellen nur Bargeld akzeptieren. Unter den 16- bis 29-Jährigen gehen 37 Prozent sogar so weit, "Cash only"-Geschäfte abzulehnen. 76 Prozent der Bürger nennen die von der IDZ herausgegebene Girocard als das Zahlungsmittel, das sie in fünf Jahren voraussichtlich am häufigsten nutzen werden – Bargeld folgt mit deutlichem Abstand (53 Prozent). Besonders unter jungen Verbrauchern setzt sich Mobile Payment stärker durch: Bei der Frage nach dem Zahlungsmittel von morgen nennen in dieser Gruppe 70 Prozent die digitale Girocard im Smartphone oder auf der Smartwatch.

Der IDZ-Vorstandsvorsitzende Ingo Limburg lobt daher das Signal der künftigen Bundesregierung, Konsumenten "echte Wahlfreiheit beim Bezahlen zu ermöglichen und so endlich die Digitalisierung auch innerhalb der Bezahlinfrastruktur voranzutreiben." Wer mit Karte oder Smartphone-App zahlt, hinterlässt umfassende, leicht auswertbare Datenspuren. Ramona Pop, Vorständin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), brach daher 2023 eine Lanze für den Erhalt von Bargeld trotz Digitalisierung.