Betreutes Gewinnen: Günther Jauch rettet 80-Jährigen

Günther Jauch lehnt betreutes Gewinnen eigentlich ab. Bei einem 80-jährigen Fahrlehrer macht er aber eine Ausnahme - und ist so eindeutig wie nie. Außerdem verrät Jauch: Die letzte Gehaltsverhandlung zu "Wer wird Millionär?" ist über 20 Jahre her.

Wer findet, dass Günther Jauch seinen Kandidaten mehr helfen sollte, bekommt von dem Moderator meist eine klare Abfuhr. Am Montagabend aber gab es einen dieser extrem seltenen Momente, in denen Jauch einem Kandidaten auf Abwegen die richtige Antwort geradezu vorsagt. Der 80-jährige Ex-Fahrlehrer Wolfhard Köpke zeigte sich dankbar, auf seine Weise: "Ach, du Scheiße. Das wäre aber in die Hose gegangen. So was von tschüss."

Köpke profitierte von diversen mildernden Umständen. Der 80-Jährige hatte es in der Sendung als letzter Kandidat auf den heißen Stuhl geschafft und war sichtlich erschüttert. Als er lange ungläubig auf seinem Platz verharrte, holte Jauch seinen Kandidaten lieber ab. "Haben Sie es nicht für möglich gehalten?", fragte der Moderator. "Nein, war Lotto", antwortete Köpke, der unter anderem Bill Gates und Dua Lipa deren runde Geburtstage in diesem Jahr korrekt zugeordnet hatte.

"Das wollen wir nicht"

Der Rentner trat bei "Wer wird Millionär?" durchaus mit Ambitionen an. Jauch erinnerte zu Beginn daran: Der älteste Gewinner sei 86 Jahre alt gewesen und habe 125.000 Euro geholt. "Mach ich locker", kündigte Köpke an. Die ersten Runden überstand er dann auch souverän. Womöglich sorgte das für ein falsches Sicherheitsgefühl. "Ich glaube, ich weiß das", verkündete er, als Jauch für 2000 Euro wissen wollte, zu welcher Pflanzenfamilie Weizen, Roggen oder Gerste gehören: Sauerfarne, Süßgräser, Bittergewächse oder Scharfhalme?

Köpke tippte auf D und Jauch startete seine Intervention, verhalten zunächst: "Was ist scharf da, an den Halmen?" Der 80-Jährige verstand den Wink und zog den 50:50-Joker. Der eliminierte - auffällig hilfreich wie fast immer - seine falsche Präferenz. Übrig blieben Süßgräser und Bittergewächse. Aber selbst mit dieser Auswahl konnte Köpke nicht so recht etwas anfangen. Da es hier erst um 2000 Euro ging, schritt Jauch zur Tat.

Er stupste Köpke in Richtung der Erkenntnis, dass aus Getreide auch Kuchen und Gebäck hergestellt wird. "Und wie ist es dann eher?", stellte Jauch die entscheidende Frage in Richtung "Süßgräser". Um gänzlich auf Nummer sicher zu gehen, schob er hinterher: "Wir möchten ja nicht, dass es hier ein bitteres Ende für Sie nimmt." Köpke vergewisserte sich lieber noch einmal bei seinem Moderatorenjoker. "Wir wollen KEIN bitteres Ende, meinen Sie?", fragte der Rentner. Da war es für Jauch auch schon egal. "Nein, das wollen wir nicht", schmunzelte er.

Die Freude über die überstandene Runde währte bei Köpke allerdings nicht lang. Als anschließend bereits die Schlusströte ertönte, war er ein wenig fassungslos - aus Empathie. Der Rentner schaute hinter sich auf die verbliebenen Auswahlkandidaten. "Und die drei kommen nicht dran?", fragte er. "So ist das", konfrontierte Jauch ihn mit der harten "Wer wird Millionär?"-Realität. "Ach, scheiße", kommentierte Köpke, der sich nun bis nächsten Montag von dem Schreck erholen kann.

Kein NDA für Jauch

Die Überhangkandidatin der vorherigen Woche, Alexandra Kemper, war mit allen vier Jokern bei 8000 Euro eingestiegen und freute sich am Ende über 32.000 Euro. Die Grundschullehrerin aus Ahaus bei Münster bekam von ihren Jokern tatkräftige Unterstützung. Dank ihnen konnte Kemper korrekt beantworten, dass sich in deutschen Böden die fleischfressenden Strudelwürmer aus China ausbreiten und dass es in England wegen Oliver Cromwell um 1650 zeitweise weder König noch Königin gab. Am Ende scheiterte Kemper am NDA. Sie wusste nicht, dass das Akronym ("Non-Disclosure Agreement") eine Verschwiegenheitserklärung bezeichnet. Kein NDA hat Jauch offenbar mit RTL abgeschlossen, aber dazu später mehr.

Die lockere Pannenreihe im "Wer wird Millionär?"-Studio wurde am Montag fortgesetzt. Dieses Mal hatte Jauch nichts an seinem Stuhl in seiner Garderobe auszusetzen. Stattdessen war wenige Minuten nach dem Beginn der Sendung plötzlich ein Knall zu hören und ein Schatten glitt dem Moderator übers Gesicht. Jauch klärte wenig später auf: Da war ein Kran mit einer Kamera gegen eine teure Deckenlampe geknallt. "Dann wird mir sofort signalisiert, dass nur noch begrenzt heute Gewinne ausgezahlt werden", verkündete der Gastgeber.

Auf die Grundschullehrerin folgte die Lehramtsstudentin Alissa Scheunemann aus Berlin. Die ehemalige Wrestlerin ist heute als Ringrichterin tätig und bestätigte: Ja, die Bewegungen werden geprobt und das Ende eines Kampfes ist abgesprochen. "Sonst würde man sich ja wirklich schwerst verletzten", erklärte sie und verteidigte Wrestling gegen Kritik. "Man geht ja auch nicht in die 'Avengers' und sagt danach: 'Ja, es war ja alles schön, aber irgendwie nicht echt'", meinte Scheunemann.

Die angehende Deutsch- und Geschichtslehrerin profitierte bei "Wer wird Millionär?" davon, dass ihr siebenjähriger Sohn von Pokémon besessen ist. Deshalb wusste sie für 8000 Euro, dass Toad der Diener von Prinzessin Peach ist. "Ich wurde jahrelang damit gefoltert, ich finde, das muss sich jetzt auch mal lohnen", freute sie sich. "Mit Zins und Zinseszins", sagte Jauch und zeigte sich beeindruckt: "Da hätte ich einen Joker ziehen müssen, sehr gut!"

Mit dem Gewinn will Scheunemann mit ihrem Sohn nach Japan reisen. Der Junge ist nämlich fasziniert von den Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszügen. "Er hat ja auch ein bisschen mitgeholfen, mit Super Mario", gab Jauch dem Plan seinen Segen. "Freuen Sie sich auf eine schöne Reise", konnte er der Kandidatin zum Abschied mit auf den Weg geben. Fast hätte es aber für die doppelte Gewinnsumme gereicht.

WWM: Alles für die Familie

Scheunemann hatte die Sicherheitsvariante gespielt und konnte deshalb in der 32.000-Euro-Runde raten. Jauch wollte wissen, was auf etwa 50 Prozent der Erwachsenen in Deutschland zutrifft. Die Kandidatin tendierte nach dem 50:50-Joker stark zu "verheiratet", schwenkte in allerletzter Sekunde aber um zu "Uniabschluss" und gewann damit nur 16.000 Euro.

Fest verplant ist auch der Gewinn von Paul Meyer. "Ich arbeite heute an meiner Hälfte", sagte der Fotograf aus Ravensburg am Bodensee mit Blick auf seine geplante Hochzeit. Der Österreicher, der seit acht Jahren in Deutschland lebt, kam schwer in die Gänge und hatte nach der 8000-Euro-Frage bereits alle Joker aufgebracht. Am Ende zockte er sich beherzt zu 32.000 Euro.

"Welcher Schriftsteller lässt viele Geschichten in Maine spielen - dem Bundesstaat, in dem er geboren wurde?", fragte Jauch. Antwortmöglichkeiten: Jonathan Franzen, John Grisham, Stephen King und Dan Brown. Meyer tendierte schnell zu King und traute sich. "Wenn der Österreicher schon Gefühle hat", kommentierte Jauch die korrekte Antwort.

Einmal war es aber Meyer, der seinem Gegenüber einen interessanten Fakt entlocken konnte. "Hatten Sie vor kurzem Gehaltsverhandlungen mit RTL?", versuchte der Kandidat an einer Stelle die Stimmung des Moderators zu erklären. Jauch widersprach und teilte freimütig mit, dass er und der Sender "seit 23 Jahren" nicht mehr verhandelt hätten. "Inflationsausgleich?", hakte Meyer nach. Jauch schmunzelte und schüttelte den Kopf: "Nein, braucht's nicht. Machen Sie sich keine Sorgen."