Union und SPD haben ihre Koalitionsgespräche - anders als zunächst von RTL und ntv gemeldet - doch noch nicht abgeschlossen. Nach rund 13 Stunden endeten die Beratungen der Parteispitzen ohne eine finale Einigung. Sie sollen um 9.30 Uhr in der CDU-Parteizentrale fortgeführt werden. RTL/ntv hatte zuvor aus Verhandlerkreisen erfahren, dass es eine Grundsatzeinigung gebe und nur noch um Feinheiten gehe. Noch in der Nacht sollten die Ministerien den jeweiligen Parteien zugeordnet werden. Dazu wird es nun doch erst später kommen. Ziel sei eine Einigung bis Mittwochmittag, erfuhr die dpa.
Politiker von Union und SPD hatten sich am Dienstagmorgen optimistisch gezeigt, dass man kurz vor einem Durchbruch stehe. Man sei "auf den letzten Metern", sagte Saarlands Ministerpräsidentin Anke Rehlinger vor der erneuten Verhandlungsrunde in der CDU-Zentrale. "Es sollte schnell gehen. Es muss gut werden", sagte Unionsfraktionsvize Jens Spahn. Doch offenbar reichte die Zeit dann doch noch nicht, um alle offenen Fragen zu klären.
Vor allem der von den USA ausgelöste Zollstreit und die heftigen Kursverluste an den Börsen beschleunigen die Dringlichkeit bei den Gesprächen. Vor allem die Klärung von Finanzfragen wie eine Steuerreform oder Einsparungen im Haushalt galten zuletzt als schwierig in den vertraulichen Beratungen, aus denen keine Details nach außen drangen. Den ganzen Tag wurde um Kompromisse zur Einigung gerungen - in wechselnden Gesprächsformaten und immer wieder unterbrochen von Einzelberatungen innerhalb der Parteien.
Mit der für Mittwoch angepeilten Einigung könnte CDU-Chef Merz seinen früher geäußerten Zeitplan, noch vor Ostern eine Verständigung zu erzielen, einhalten. Im Gespräch ist inzwischen der 6. Mai als Termin für seine Wahl zum Kanzler im Bundestag.
Eine Belastung für das Bündnis aus Union und SPD könnte sein, dass das Zutrauen der SPD-Anhänger in Merz als künftigen Kanzler offenbar sehr gering ist. Nur 25 Prozent der SPD-Anhänger halten ihn laut dem aktuellen RTL/ntv-Trendbarometer für kanzlertauglich. 69 Prozent sagten in der Forsa-Umfrage, dass der CDU-Chef dies nicht sei. Eine deutliche Zustimmung bekommt Merz nur bei den Unions-Anhängern mit 79 Prozent. In der Beurteilung gibt es auch eine deutliche Ost-West-Kluft: Im Westen gaben insgesamt 34 Prozent der Befragten an, dass Merz kanzlertauglich sei, 59 Prozent antworteten mit Nein. Im Osten lag der Zustimmungswert aber nur bei 19 Prozent, die negative Beurteilung teilten 63 Prozent.