Holocaust-Überlebender Walter Frankenstein ist tot

Als Kind landet Walter Frankenstein 1936 in einem Berliner Waisenhaus für jüdische Kinder. Später taucht er mit seiner Familie in der Stadt unter und entgeht so dem Terror der Nazis. Bis ins hohe Alter setzt er sich gegen Antisemitismus ein. Nun ist Frankenstein in Schweden gestorben.

Der Holocaust-Überlebende und Zeitzeuge Walter Frankenstein ist im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Schweden gestorben. Das teilte die Berliner Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas unter Berufung auf seine Angehörigen mit. Die Stiftung sei Frankenstein seit mehr als 15 Jahren in Freundschaft verbunden gewesen und werde sein Andenken bewahren, hieß es.

In den vergangenen Jahren berichtete Frankenstein laut Stiftung in Schulen, bei Zeitzeugengesprächen und Gedenkveranstaltungen vom eigenen Schicksal, um ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus zu setzen. Er setzte sich auch für einen würdigen Gedenkort für die im Nationalsozialismus deportierten und ermordeten Zöglinge und Betreuer des Auerbach’schen Waisenhauses in Berlin-Prenzlauer Berg ein.

Frankenstein, geboren am 30. Juni 1924 im westpreußischen Flatow, kam 1936 nach Berlin und lebte zunächst in diesem Waisenhaus, das bis zu seiner gewaltsamen Auflösung als Zufluchtsort für jüdische Kinder und Jugendliche galt. Später machte er eine Ausbildung zum Maurer. 1941 musste er Arbeiten im Büro des SS-Offiziers Adolf Eichmann, einer der Organisatoren des Holocaust, verrichten.

Nach der Hochzeit mit Leonie Rosner 1942 und der Geburt seines ersten Sohnes tauchte Frankenstein mit seiner Familie in Berlin unter. 1944 wurde im Versteck der zweite Sohn geboren. 1946/47 sei die Familie nach Palästina ausgewandert und 1956 dann nach Schweden gezogen, so die Stiftung.

Wie es weiter hieß, war Walter Frankenstein seit 1936 Fan des Fußballvereins Hertha BSC. Er war blau-weißes Ehrenmitglied mit der Nummer 1924 und wohnte 2018 erstmals nach langer Zeit wieder einem Spiel seines Klubs bei.