Trumps Kürzungswahn bremst vielversprechende Krebstherapie aus

US-Präsident Donald Trump kürzt Gelder für das National Institute of Health drastisch. Wissenschaftliche Mitarbeiter werden entlassen, klinische Studien ausgebremst. Auch eine experimentelle Krebstherapie ist betroffen - für die Patientinnen und Patienten eine Hiobsbotschaft.

US-Präsident Donald Trump und sein Berater Elon Musk setzen die Kettensäge an die Staatsausgaben - und holen zum Kahlschlag in vielen Behörden aus. Die radikalen Kürzungen treffen unter anderem Forschungseinrichtungen wie das National Institute of Health (NIH) - eine der führenden Forschungsinstitutionen in den USA und zudem der größte Geldgeber für die Krebsforschung. Jährlich stellt sie dafür etwa acht Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Doch jetzt sollen im Rahmen der Entlassungen im Gesundheitsministerium 1200 Stellen gestrichen werden. Außerdem hat die US-Regierung Hunderte von NIH-Zuschüssen gestrichen - mit weitreichenden Folgen.

So gelang NIH-Wissenschaftlern zwar kürzlich ein wichtiger Schritt im Kampf gegen bestimmte Krebsarten. Doch noch am selben Tag, an dem die Studie im Fachmagazin "Nature Medicine" erschienen war, wurde die Behörde von einer großen Entlassungswelle eingeholt. Statt mit Hochdruck weiter an der vielversprechenden Krebstherapie zu forschen, werden klinische Studien vorerst auf Eis gelegt, Patientinnen und Patienten vertröstet. Für Betroffene ist dies ein Desaster, denn für viele ist dieser neue experimentelle Ansatz die letzte Hoffnung.

Arbeit verlangsamt, Behandlungen verzögert

Woran die Forscher gearbeitet haben: Seit Jahrzehnten ist das große Ziel von Wissenschaftlern, körpereigene Immunzellen von Patienten zur Bekämpfung von Krebserkrankungen zu nutzen. Ein Pionier auf diesem Feld ist Steven Rosenberg, Chirurg und Krebsforscher am National Cancer Institute, das zum NIH gehört. Sein Ansatz befindet sich noch in einem frühen Entwicklungsstadium. Bisher wurde die zellbasierte Immuntherapie hauptsächlich bei Blutkrebsarten wie Leukämie eingesetzt. Eine klinische Studie zeigte allerdings nun, dass sie auch bei etwa einem Viertel der Patienten mit Dickdarm-, Enddarm- und anderen Magen-Darm-Krebsarten zu einer Schrumpfung der Tumore führte.

Rosenberg arbeitet aktuell daran, die Therapie weiter zu verfeinern und zu verbessern, sodass sie noch mehr Patienten helfen kann. Aber: In den vielen Jahrzehnten, in denen er in der Krebsforschung tätig sei, habe er noch nie etwas Vergleichbares zu dem aktuellen Aufruhr in seiner Forschungseinrichtung erlebt, sagt der Wissenschaftler der "Washington Post".

Zwei Wissenschaftler, die an dem speziellen Prozess der Vorbereitung von Zellen für die Behandlung beteiligt waren, seien entlassen worden, erzählt er weiter. Neun hochqualifizierte Wissenschaftler bangten zudem um ihre Arbeitsverträge, die dieses Jahr noch auslaufen würden. "Wenn sie nicht verlängert werden, wirft uns das noch weiter zurück", so Rosenberg. "Wir mussten unsere Arbeit verlangsamen und die Behandlung einiger Patienten verzögern."

Selbst kleinere Einschränkungen bremsen laut Rosenberg den Fortschritt. So wurden auch Personen entlassen, die für den Einkauf von wichtigen Materialien verantwortlich sind. Die verbleibenden Mitarbeiter kämen angesichts der vielen Aufträge kaum noch hinterher, sagt der Krebsforscher. Dies verlangsame und erschwere ebenfalls die Prozesse.

"Sie haben nicht mehr viele Monate zu leben"

Leidtragende des Kürzungswahns des US-Präsidenten sind in erster Linie die Patientinnen und Patienten, die auf eine Therapie hoffen. Eine von ihnen ist Natalie Phelps, die ihren langen Leidensweg der "Washington Post" schildert. Die 43-jährige Mutter von zwei Kindern erfuhr vor fünf Jahren, dass die Magen-Darm-Symptome, die ihre Ärzte auf ihre zweite Schwangerschaft zurückgeführt hatten, in Wirklichkeit durch Darmkrebs verursacht wurden. "Seitdem habe ich so ziemlich alles durchgemacht, was man durchmachen kann", erzählt sie der Zeitung. Eine 18-stündige Operation zur Entfernung ihres ursprünglichen Tumors, drei Leberoperationen und 48 Chemotherapie-Zyklen. Dennoch breitete sich der Krebs in ihrem Körper aus.

Diesen Herbst schöpfte sie Hoffnung, als sie erfuhr, dass sie für eine von Rosenbergs Studien infrage kam. Sie war von der Qualität der medizinischen Versorgung und der Effizienz der Arbeit begeistert. "Als ich eingeladen wurde, war ich überglücklich. Ich fühlte mich, als hätte ich den Jackpot gewonnen", erinnert sich Phelps. Auf den Start wartet sie jedoch bis heute. Auf eine E-Mail mit der Frage nach den Verzögerungen bei klinischen Studien antwortet das Gesundheitsministerium: "Das NIH und HHS [Department of Health and Human Services] halten sich an die Anordnung von Präsident Trump."

Phelps ist dabei nicht die einzige Betroffene. Die Behandlung von zwei weiteren Patienten mit der experimentellen Therapie hätte ebenfalls verschoben werden müssen, sagt Rosenberg. Die aggressive Personalreduzierung der Trump-Regierung mache die bis dato exzellente Versorgung des NIH zunichte. "Es geht um Menschen mit verzweifelten Krankheiten, die nirgendwo anders hingehen können", sagt Rosenberg. Verzögerungen könne man sich nicht leisten. "Diese Patienten haben nicht mehr viele Monate zu leben."