Der Iran verhandelt bereits mit den USA und China über sein Atomprogramm. Als nächstes will Außenminister Araghtschi auch mit Frankreich, Großbritannien und Deutschland sprechen. Er bezeichnet das als Chance "einen neuen Weg einzuschlagen".
Irans Außenminister Abbas Araghtschi ist bereit zu Besuchen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien, um mit den Staaten Gespräche über das iranische Atomprogramm zu führen. "Nach meinen jüngsten Beratungen in Moskau und Peking bin ich bereit, den ersten Schritt zu machen mit Besuchen in Paris, Berlin und London", erklärte Araghtschi auf X. Dabei sei er nicht nur willens, über das Atomprogramm zu sprechen, sondern auch "über alle anderen Bereiche, die von gemeinsamem Interesse sind".
Araghtschi hatte am Mittwoch seinen chinesischen Amtskollegen Wang Yi in Peking besucht, in der vergangenen Woche traf er Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow in Moskau. Teheran hatte jüngst die Atomgespräche mit seinem Erzfeind USA wieder aufgenommen. Gegenwärtig verhandelt die Regierung von US-Präsident Donald Trump mit der Islamischen Republik. Dabei sollen Fortschritte erzielt worden sein: Experten sollen nun mit der Ausarbeitung eines Entwurfs für ein Abkommen beauftragt werden. Eine dritte Gesprächsrunde ist für Samstag in Oman angesetzt.
Der iranische Außenminister äußerte sich zufrieden mit Blick auf die Zusammenarbeit mit Irans Verbündeten China und Russland. Die Beziehungen zu den drei europäischen Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien, den sogenannten E3-Staaten, seien hingegen "derzeit angespannt". Die drei Länder hätten nun die Chance "sich vom Einfluss der Interessensgruppen zu befreien und einen neuen Weg einzuschlagen", erklärte Araghtschi.
Die E3 haben ihrerseits seit September mehrere Gesprächsrunden mit dem Iran abgehalten. Im Dezember erklärten sie sich zu einem Ende der Sanktionen gegen den Iran bereit, um das Land am Bau einer Atomwaffe zu hindern.
Am Mittwoch hatte Araghtschi kritisiert, das "israelische Regime und bestimmte Interessensgruppen" würden versuchen, die Diplomatie zu torpedieren und die laufenden Gespräche mit den USA zu untergraben. Genauere Angaben machte er dazu nicht. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte den Iran am selben Tag als "existentielle Bedrohung" bezeichnet und gewarnt, dass das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel stehe, wenn Teheran Atomwaffen entwickele.
Frankreich "sehr gerne" zu Treffen bereit
Der Sprecher des französischen Außenministeriums, Christophe Lemoine, sagte, Paris werde abwarten, ob der Ankündigung des iranischen Ministers Taten folgen. Frankreich sei "sehr gerne bereit, den Dialog mit den Iranern" über das Atomprogramm fortzusetzen. Die Bundesregierung und die britische Regierung äußerten sich zunächst nicht. Der Iran und die E3 hatten seit dem vergangenen Jahr mehrere Treffen abgehalten, um den Dialog zu dem Thema wieder aufzunehmen.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien sowie die USA zählen zu den Ländern, die 2015 ein Atomabkommen mit Teheran abgeschlossen hatten. Dieses sieht vor, dass der Iran seine Atomaktivitäten einschränkt und im Gegenzug von einer Lockung der gegen ihn verhängten westlichen Sanktionen profitiert. Die USA zogen sich in der ersten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump im Jahr 2018 aus dem Abkommen zurück.
Der Westen wirft dem Iran vor, Atomwaffen anzustreben, Teheran weist dies zurück und beteuert, das Atomprogramm diene lediglich zivilen Zwecken. Außerdem beschuldigt der Westen den Iran, Russland Waffen für den Krieg in der Ukraine zu liefern. Auch das streitet Teheran ab.