Mahmud Abbas ist Vorsitzender der palästinensischen Autonomiebehörde. Diese handelt hauptsächlich vom Westjordanland aus. Abbas stellt jetzt aber strikte Forderungen an die Hamas sowie weitere Länder und verlangt das baldige Ende des Krieges. Dabei schlägt er einen harten Ton an.
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hat die islamistische Terrororganisation Hamas zur Freilassung der Geiseln aufgerufen. Bei einer Versammlung in Ramallah sagte Abbas, erste Priorität habe ein Ende des Gaza-Kriegs. Der Präsident nannte die Hamas "Hundesöhne" und forderte: "Übergebt jene, die ihr festhaltet und endet diese Situation." Man dürfe Israel keine Vorwände für eine Fortsetzung des Kriegs liefern, erklärte er weiter. Jeden Tag würden Hunderte Palästinenser im Gaza-Krieg getötet.
Er fordert die Hamas zur Abgabe der Waffen an die palästinensische Autonomiebehörde auf. Die radikal-islamische Gruppierung solle auf den bewaffneten Kampf verzichten und sich in eine politische Partei verwandeln, sagte Abbas bei der Veranstaltung im besetzten Westjordanland. Es wird erwartet, dass der 89-Jährige einen Nachfolger nominieren wird. Die Hamas nahm zunächst nicht Stellung zu den Äußerungen von Abbas.
Im Gazastreifen werden nach israelischen Angaben noch 24 Geiseln festgehalten sowie die Leichen von 35 Entführten. Israel will mit neuen Angriffen in dem Küstenstreifen den Druck auf die Hamas erhöhen, damit diese einer Freilassung weiterer Geiseln zustimmt.
Forderungen an andere Länder
Abbas spricht auch zu den Staats- und Regierungschefs der Welt und fordert erneut auf, Israel zu zwingen, den Krieg im Gazastreifen zu beenden. Israel müsse zudem seine Streitkräfte abziehen und die Aktivitäten der jüdischen Siedler im Westjordanland unterbinden. Er warnte, es könne keinen Frieden geben, solange die Palästinenser keinen Staat in den Grenzen vor dem Sechstagekrieg von 1967 errichten könnten.
Abbas ist seit 2005 Präsident der Autonomiebehörde und ein führender Politiker der Fatah-Partei. 2007 brachen die Konflikte zwischen Fatah und Hamas offen aus. Nachdem die Hamas die Parlamentswahl 2006 im Gazastreifen gewonnen hatte, entmachtete sie dort 2007 nach einem kurzen Bürgerkrieg die Fatah und übernahmen die vollständige Kontrolle über das Küstengebiet. Die gemäßigtere Fatah wurde vertrieben.
Abbas, der sowohl die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) als auch die Fatah leitet, regiert seitdem de facto nur noch im Westjordanland. Seit Jahren laufen Versöhnungsgespräche zwischen den beiden Palästinenserorganisationen, bisher jedoch ohne nennenswerte Fortschritte.
Abbas will Kontrolle in Gaza übernehmen
Abbas forderte auch, die Hamas müsse der Palästinensischen Autonomiebehörde die Kontrolle im Gazastreifen überlassen. Die Hamas und andere Extremistengruppen lehnen jedoch eine Niederlegung der Waffen bisher strikt ab. Eine Beteiligung der Hamas an einer künftigen Regierung im Gazastreifen weist Israel zurück.
Die Hamas hat sich in den vergangenen Monaten den Aufrufen Israels und der USA widersetzt, ihre Waffen niederzulegen. Abbas hat der Hamas vorgeworfen, mit ihrem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 der Regierung in Jerusalem einen Vorwand für die Zerstörung des Gazastreifens geliefert zu haben. Die Hamas lehnt die Bemühungen von Abbas um einen Frieden mit Israel ab. Zudem wirft sie ihm vor, Sicherheitskräfte der Autonomiebehörde würden gegen palästinensische militante Gruppen im Westjordanland vorgehen.