Russischer Geheimdienst soll hinter Paket-Sabotage stecken

Schon lange wird es vermutet, europäische Sicherheitsbehörden haben mittlerweile konkrete Anhaltspunkte: Der russische Geheimdienst steckt einem Bericht zufolge hinter den brennenden Paketen, die im vergangenen Sommer an europäischen Flughäfen für Aufsehen sorgten.

Europäische Sicherheitsbehörden vermuten einem Medienbericht zufolge, dass der russische Geheimdienst GRU hinter der Luftfracht-Sabotage im vergangenen Sommer steckt. Wie WDR, NDR und "Süddeutsche Zeitung" (SZ) gemeinsam recherchiert haben, sei ein Netzwerk von zehn Personen dabei involviert gewesen. Drahtzieher sei der GRU-Oberst Denis Smolyaninow, der sich schon länger mit dem internationalen Flugverkehr beschäftigen soll.

Im vergangenen Juli waren auf drei europäischen Flughäfen Versandpakete in Flammen aufgegangen: erst im DHL-Logistikzentrum Leipzig, dann in Birmingham und zuletzt in der Nähe von Warschau. Den Recherchen zufolge stehen diese und noch mehr Pakete im Mittelpunkt der Ermittlungen. Die russische Botschaft in Berlin sprach auf die Recherchen angesprochen von "Paranoia" und "Verschwörungstheorien".

Insgesamt sollen vier Sendungen auf Magnesium basierende Brandsätze enthalten haben. Das Päckchen, das in Leipzig explodiert ist, sei ursprünglich auf dem Weg nach London gewesen, dazu kommt noch das in Birmingham. Zudem hätten die Ermittler zwei weitere Pakete ausgemacht, die nach Polen geschickt wurden. Eines ist bei Warschau in Flammen aufgegangen, ein viertes hätten die Ermittler abfangen können. Zudem habe es noch zwei weitere Päckchen gegeben: Sie seien mit einem Peilsender ausgestattet in die USA und nach Kanada geschickt worden.

Eine "Agenten-Pyramide"?

Hinter der Paket-Sabotage steckt laut den Recherchen ein kompliziertes Konstrukt von russischen "Wegwerf-Agenten". So werden Personen genannt, die keine offiziellen Mitarbeitenden des Geheimdienstes sind, aber dennoch Missionen übernehmen. Häufig werden sie über soziale Medien angeworben und erledigen für einen geringen Geldbetrag Aufgaben, die eigentlich harmlos erscheinen. Sicherheitskräfte spüren nun dieser "Agenten-Pyramide" nach.

Der Ursprung soll ein gesuchter Russe sein, der einen 27-jährigen Ukrainer über das Internet angeworben habe. Der in Polen wohnhafte Mann soll dort schon zuvor wegen Geldwäsche und Cyberbetrugs zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten verurteilt worden sein. Seine Mutter bestätigte SZ, NDR und WDR am Telefon, dass er im vergangenen Sommer "mehrere Aufträge" angenommen habe.

Der Ukrainer habe die Pakete aus Polen mit dem Auto nach Litauen gebracht, dort habe er die Zeitzünder aktiviert und die Ladung an einen Litauer übergeben. Dieser wiederum habe die Päckchen am Flughafen Vilnius an einer DHL-Paketstation abgegeben. Die Sendungen wirkten demnach unauffällig, enthielten offenbar nur Massagekissen, Kosmetiktuben und ein Sexspielzeug. Routinemäßige Untersuchungen hätten auch nicht angeschlagen.

Ein weiterer Ukrainer aus einer ostdeutschen Großstadt soll dem Litauer, dem vorgeworfen wird, die Pakete abgeschickt zu haben, dann per Telegram-Nachricht mitgeteilt haben, dass eine Sendung verloren gegangen sei. Den deutschen Medien sagte er, dass er die Anweisung von einem Bekannten bekommen habe, ohne weitere Hintergründe.

In dem Fall gibt es schon mehrere Festnahmen. Der Litauer sowie der Ukrainer, der die Brandsätze scharf gestellt haben soll, seien schon in Haft. Zudem meldete die Polizei in London zu Beginn des Monats, dass ein 38-jähriger Rumäne festgenommen wurde. Die Spur soll den Recherchen von SZ, NDR und WDR zufolge bis nach Moskau führen. Im Verdacht stehe der GRU-Oberst Smolyaninov, die EU hat ihn bereits im Dezember 2024 sanktioniert. Ihm soll bereits 2014 intern berichtet worden sein, wie der russische Militärdienst den zivilen Luftverkehr stören könnte.