>Der Ozean unter der Oberfläche des Saturnmonds Titan könnte Lebensformen beherbergen, die von organischem Material leben – aber insgesamt nur wenige Kilogramm davon. Das hat eine jetzt vorgestellte Analyse ergeben, die sich von allzu vereinfachenden früheren Studien unterscheidet, schreibt die University of Arizona. Stattdessen habe das Team um den Biologen Antonin Affholder bioenergetische Modelle benutzt, um herauszufinden, wie mögliche Lebensformen in dem Ozean das reichhaltig auf der Oberfläche vorhandene organische Material nutzen könnten. Das plausibelste Szenario sehe nicht viele Möglichkeiten dafür. Sollte es tatsächlich Leben geben, müsste man bei der Suche danach sehr viel Glück haben.
Zu wenig Nahrung für mögliche Mikroben
Weil es auf dem Titan vergleichsweise viele organische Verbindungen – also solche auf Kohlenstoffbasis – gibt, sei man bisher oft davon ausgegangen, dass für mögliche Lebensformen zumindest genug Nahrung da ist, erklärt Affholder. Seine Gruppe sei aber nun zu dem Schluss gekommen, dass keine dieser Verbindungen als Nahrung infrage kommt, der Ozean unter der Oberfläche wirklich groß ist und der Austausch zwischen ihm sowie der Oberfläche nur minimal ist. Das alles dürfe man bei Annahmen zu möglichen Lebensformen auch nicht ignorieren. Deshalb habe man sich jetzt einem der einfachsten metabolischen Prozesse gewidmet und geprüft, ob die sogenannte Fermentation auf dem Titan Leben ermöglichen könnte.
Bei der Umwandlung organischer Stoffe durch Fermentation wird kein Sauerstoff benötigt, weshalb der Prozess als einer der ältesten auf der Erde gilt. Es werde angenommen, dass sich die ersten Lebensformen hier von Stoffen ernährt haben, die durch Fermentation entstanden sind, erklärt Affholder. Auf dem Titan könnte so Glycin gebildet werden, hat sein Team ermittelt. Das wiederum müsste durch Löcher in den Ozean kommen, die Meteoriten in den Eispanzer schlagen, der ihn von der Oberfläche trennt. Der so gelieferte Nachschub könnte tatsächlich eine kleine Population aus Mikroben am Leben erhalten, aber nur weniger als eine Zelle pro Liter Wasser. Insgesamt wären das wenige Kilogramm auf dem ganzen Mond.
Die jetzt im Planetary Science Journal vorgestellte Arbeit dämpft die Erwartungen an eine genauere Erforschung des Titan also deutlich. Er gilt im Sonnensystem als noch eine der lebensfreundlichsten Umgebungen. Was genau das bedeutet, dazu kommen unterschiedliche Forschungsteams mit sehr stark voneinander abweichenden Ergebnissen. So hieß es 2021, dass auf dem Saturnmond "geradezu optimale" habitable Ökosysteme geschaffen werden könnten. Jetzt meint Affholder, dass die Suche nach möglichem Leben der nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen gleichen könnte. 2028 will die NASA eine Mission dorthin entsenden, in deren Rahmen eine Drohne genau diese Nadel aufnehmen soll.