"Letzte Atemzüge": Sich besonders rasch auflösender Exoplanet entdeckt

>Eine Forschungsgruppe aus den USA hat einen Exoplaneten entdeckt, der beim engen Orbit um seinen Stern so viel Material verliert, dass er einen kometenähnlichen Schweif hinter sich her zieht, der eine halbe Umlaufbahn lang ist. Das hat das Massachusetts Institute of Technology (MIT) mitgeteilt, wo der sterbende Himmelskörper entdeckt wurde. Der hat demnach etwa die Masse des Merkur, ist seinem Stern aber deutlich näher als der innerste Planet des Sonnensystems. Der Exoplanet mit der Bezeichnung BD+05 4868 Ab braucht demnach etwa 30 Stunden für einen Orbit und verliert bei jedem Umlauf so viel Material wie ein Mount Everest. In ein bis zwei Millionen Jahren wird er sich komplett aufgelöst haben.

Ein Zufallsfund

Wie die Gruppe erläutert, wurde der sich auflösende Exoplanet "fast zufällig" entdeckt, danach gesucht habe man nicht. Auf ihn aufmerksam geworden sei man in den Daten des Weltraumteleskops TESS, weil sein Signal ungewöhnlich ausgesehen habe. Das Gerät sucht nach regelmäßigen Verdunkelungen von Sternen, die auf davor vorüberziehende Himmelskörper zurückzuführen sind. Die sind aber normalerweise kurz und der Stern erreicht rasch wieder seine Ausgangshelligkeit. In dem Fall habe es aber deutlich länger gedauert, bis der Stern wieder so hell wurde wie vorher, zudem habe sich die Stärke der Verdunkelung immer wieder verändert. Insgesamt habe das Signal dem eines Kometen mit einem langen Schweif geähnelt.

Auf Basis der Bahndaten und der ungewöhnlichen Verdunkelungen hat das Team ermittelt, dass es sich um einen Gesteinsplaneten handeln dürfte, dessen Schweif bis zu neun Millionen Kilometer lang ist. Während der vor allem aus Gasen und Eis bestehende Schweif eines Kometen so nahe an einem Stern nicht lange bestehen bleiben würde, bestehe der des Exoplaneten wohl aus Mineralien. Der Himmelskörper selbst dürfte demnach etwa 1600 Grad Celsius heiß sein, dort vorhandenes Gestein würde also kochen und wegen der geringen Masse des Planeten ins All entweichen. Im Prinzip sehe man die letzten Atemzüge des Himmelskörpers, sein Ende ist nach astronomischen Maßstäben ziemlich nahe.

Unter den fast 6000 bekannten Exoplaneten ist BD+05 4868 Ab nicht der erste, der sich auflöst, schreibt das Team noch. Man kenne drei andere, aber keiner davon habe auch nur ansatzweise einen vergleichbar langen Schweif und keiner sorge für vergleichbar große Verdunkelungen seines Sterns. Das lege nahe, dass die Situation des Himmelskörpers am "katastrophalsten ist und er viel schneller verschwinden wird" als die anderen, erklärt Marc Hon vom MIT. Mit dem Weltraumteleskop James Webb will sein Team die Gelegenheit nutzen und anhand des Schweifs die Zusammensetzung des Exoplaneten ermitteln. Außerdem will das Team weitere Exemplare suchen. Ihre Entdeckung stellen sie in den Astrophysical Journal Letters vor.